rträglichkeit   Er wollte eine Geschichte schreiben, in der die Liebe vorkam; die wahre Liebe, sozusagen. Und er dachte (wie schon oft), wenn es bei den erfreulichen Erlebnissen bliebe, als da sind: Lächeln, eine andere Haut spüren ... dann wäre Liebe nicht zerrüttend. Weil sich aber bekanntlich immer wieder anderes als Glück einmischte, jenes Element zum Beispiel, das man Selbstverlust nennen konnte, war, was mit Liebe zusammenhing, nicht so besonders heimelig.

Auch die Besitzgier und der Trieb, den anderen zu quälen, es ihm heimzuzahlen, daß er nicht so war, wie man meinte, daß er sei, dies alles machte die Gefühle unerbittlich; denn jeder wollte im anderen sich selber lieben, und das ging nicht. Die Natur verlangte, daß jeder sich anpaßte. Damit verschwand der Zauber, und manche hielten dies nicht aus.

Nun ja, die meisten richteten sich ein, und das war gut. Ohne Betrug und List und Schlamperei gab es kein Leben. Die pendelten die Gegensätze aus. Wer aber unerbittlich blieb, der fiel ins Loch.

Du hältst dich heraus, weil du meinst, du ertrügest all dies nicht, dachte er und schaute auf die Arbeit, die er tun mußte.  - Hermann Lenz, Ein Fremdling. Frankfurt am Main 1988 (st 1491, zuerst 1983)

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