An jenem Tage kam Martin O'Bannassa auf der Landstraße vorbei, und als er die wenig wohlriechenden Betten draußen unter freiem Himmel und unser verwaistes Haus sah, blieb er stehen und begann ein Gespräch mit dem Alten-Knaben.
- Es ist nur zu wahr, daß ich das Leben nicht hinreichend verstehe, sowie auch nicht den Grund dafür, daß die Betten draußen stehen, aber seht einmal, wie euer Haus in Flammen steht!
Der Alte-Knabe starrte das Haus an und schüttelte den Kopf.
- Das ist kein Feuer, sagte er, sondern ein vergammeltes Schwein in unserem Haus. Das ist kein Rauch, der dort von unserem Haus aufsteigt, wie du glaubst, Martin, sondern es sind Schwaden von Schweinedampf.
- Dieser Dampf ist mir gar nicht angenehm, sagte Martin.
- Es ist keine Gesundheit darin, erwiderte der Alte-Knabe scharf. Martin bedachte die Frage eingehend.
- Es muß daran liegen, sagte er, daß dieses euer Schwein ein Haustier ist, und daran, daß du ihm deshalb nicht die Kehle durchschneiden und es vergraben möchtest?
- Damit hast du wahrlich recht, Martin, sagte er.
- Wenn es also daran liegt, sagte Martin, werde ich euch helfen!
Er stieg auf das Dach des Hauses und stopfte Grassoden in die Öffnung des Kamins. Dann schloß er die Tür und verstopfte die Fenster mit Schlamm und Lumpen, um die Luft daran zu hindern, in das Haus einzudringen oder aus ihm zu entweichen.
- Jetzt, sagte er, müssen wir uns eine Stunde lang ruhig verhalten.
- Bei meiner Seele, sagte der Alte-Graue-Knabe, ich verstehe dein Tun nicht, aber es ist eine Welt voller Wunder heutzutage, und wenn dich das, was du eben getan hast, zufriedenstellt, so will ich nichts weiter gegen dich vorbringen.
Als die Stunde vorüber war, öffnete Martin O'Bannassa die Tür, und wir traten alle ein - außer meiner Mutter, die immer noch matt und schwächlich auf ihren feuchten Binsen lag. Ambrose lag - kalt und tot - auf den Steinen vor der Feuerstelle ausgebreitet. Er war an seinem eigenen Gestank gestorben, und eine schwarze Rauchwolke benahm uns fast den Atem. Der Alte-Knabe war sehr traurig, aber er drückte Martin seinen zutiefst von Herzen kommenden Dank aus und hielt zum erstenmal seit drei Monaten mit dem Paffen seiner Pfeife inne. Ambrose wurde schicklich und in allen Ehren bestattet, und wir alle waren in diesem Haus bald wieder wohlauf. Meine Mutter erholte sich schnell von ihrer angegriffenen Gesundheit und war wieder so energisch wie zuvor, wenn sie große Töpfe voller Kartoffeln für die anderen Schweine kochte.
Ambrose war ein merkwürdiges Schwein, und ich glaube nicht, daß es seinesgleichen
je wieder geben wird. Ich wünsche ihm alles Glück, falls er heute in einer
anderen Welt am Leben ist! - Flann O'Brien, Irischer Lebenslauf.
Eine arge Geschichte vom harten Leben. Herausgegeben von Myles na Gopaleen.
Aus dem Irischen ins Englische übertragen von Patrick C. Power. Aus dem
Englischen ins Deutsche übertragen von Harry Rowohlt. Frankfurt am Main
2003 (st 3503, zuerst 1941)
- Julio Cortázar, Das Observatorium. Frankfurt am Main 1989 (Fotos unter Mitarbeit
von Antonio Gálvez; zuerst 1972))
Ersticken (3)
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