rste-Hilfe-Ritter
Er mußte beweglich sein. Er wurde ja von niemandem mehr eingeteilt. Sportplätze,
Rockkonzerte, Theater und dergleichen befanden sich fest in der Hand seiner
organisierten Kollegen. Er aber, Deserteur, entlaufener Erste-Hilfe-Ritter,
mußte sich auf eigene Faust an vernachlässigte Gefahrenzonen herantasten. Er
wartete an Baustellen und unübersichtlichen Kreuzungen, er mischte sich unter
Demonstranten und Messebesucher, bezog Posten in unterirdischen Ladenpassagen,
im Redlightbezirk und an öffentlichen Toiletten, mit Vorliebe aber in der Nähe
von Altersheimen. Er war zur Stelle, wenn jemand in Ohnmacht fiel, sich den
Fuß verstauchte, sich bewußtlos spritzte. Verprügelt wurde. Vom Auto angefahren.
Einen Hitzschlag erlitt oder einen Erstickungsanfall. Und es passierte oft etwas,
wenn er in der Nähe war. Passierte, weil er in der Nähe war, wie
Paula, seine spottsüchtige Schwägerin, beteuerte.
- Botho Strauß, Der junge Mann. München 1984
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