rpressung   Unsere Priester wagen es zuweilen, Drohungen gegen die Götter zu gebrauchen. Sie drücken sich dann während des Opfers etwa so aus: »Wenn du mir nicht das gewährst, worum ich dich bitte, werde ich das Verborgenste an Isis enthüllen, ich werde die Geheimnisse der Tiefe den Menschen entdecken, ich werde den Schrein des Osiris zerbrechen und seine Teile zerstreuen.«

Ich muß euch sagen, daß ich solche Gebete keineswegs gutheiße, und die Chaldäer enthalten sich ihrer vollkommen.   - (sar)

Erpressung (2)  »Sie haben Poineau gesehen, der den ganzen Wagenbetrieb leitet. Poineau ist ein einfacher und ungehobelter Mensch. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder. Mauvoisin bezahlte ihn schlecht, grundsätzlich. Er bezahlte alle, die für ihn arbeiteten, schlecht.

Bei der letzten Niederkunft von Madame Poineau war eine kostspielige Operation notwendig geworden, und ihr Mann hatte Mauvoisin um einen ziemlich hohen Vorschuß gebeten.

Mauvoisin hat das abgelehnt.

Gleichzeitig hat er es einzurichten gewußt, daß Poineau große Summen durch die Hände gingen.

Er hat ihn überwacht ... Er hoffte, der andere würde einen Augenblick schwach werden, und das ist auch geschehen: er hat ihn auf frischer Tat ertappt . . .

Das ist alles ... Er hat ihn nicht angezeigt ... Er hat ihn behalten, aber von nun an hatte er ihn fest in der Hand, mit Haut und Haaren. Das ist auch mit andern passiert, mit vielen andern.« - Georges Simenon, Ankunft Allerheiligen. Zürich 1979 (detebe 135/14, zuerst 1941)

Erpressung (3)  Das erste, was er dem Umschlag entnahm, war ein Foto von Barbara. Keines, das er schon kannte. Sie ging eine Straße entlang, allem Anschein nach in London; dem Blickwinkel des Fotos nach zu schließen, war es vermutlich aus einem vorbeifahrenden Auto heraus aufgenommen worden. Es sah ihr sehr ähnlich, obwohl er nicht so ganz würdigen konnte, wie schon sie war, weil das Foto etwas versabbert war. Wo die Entwicklerflüssigkeit zerlaufen war, hatte es ihr das halbe Gesicht verschmiert. Er sah noch einmal in den Umschlag und wußte warum: ein gebrauchtes Kondom gab langsam seinen Inhalt von sich. Er zerknautschte den Umschlag und schob ihn in die Tasche. Dann drehte er das Foto um. Mit Großbuchstaben war auf die Rückseite geschrieben:

LIEBE MRS. MCKECHNIE WIR DACHTEN UNS SIE MÖCHTEN GERN MAL EIN BILD VON BARBARA SEHEN

McKechnie sah sich nochmal das Foto an. Allmählich erkannte er ein, zwei unscharfe Verkehrszeichen - ein Textilgeschaft, eine Bank, ein Theater. Das Bild war in der Shaftesbury Avenue aufgenommen worden, gleich bei seinem Büro.

Auf dem Weg zur Arbeit warf er den Umschlag mit dem Kondom weg. An seinem Schreibtisch versuchte er sich auf die Bestelleingange des Tages zu konzentrieren, doch statt dessen ertappte er sich dabei, wie er die ganze Zeit auf das Klingeln des Telefons wartete. - Dan Kavanagh, Duffy. München 2006 (zuerst 1980)

Erpressung (4)  Nun, da sie in einer gutbezahlten Position war, unter Menschen, die nichts von ihrer Vergangenheit wußten, war Miß Waterhouse darauf bedacht, ihre Ehrbarkeit durch eine Ehe zu besiegeln. Vermutlich war es ihr, als nun gar kein Mann von selbst anbeißen wollte, als eine ganz normale Sache erschienen, sich einen einzufangen. Mary Waterhouse spielte ihre Karten aus, und zwar recht geschickt, jedenfalls nach ihrer eigenen Ansicht. Unglücklicherweise hatte sie sich einen Mann ausgesucht, dessen Ehrgeiz stärker war als sein Gefühl für Anstand und Korrektheit. Und es war etwas wie Ironie, daß sie auf ihn gerade wegen seines Ehrgeizes verfallen war. Und als sei dieser Fehler allein nicht ausreichend, war sie auf den vermutlich einzigen Mann in England verfallen, der - als sie sich anschickte, ihn zu erpressen, weil sie mit dem Eheplan nicht weiterkam - sofort bereit war, sie um seiner ehrgeizigen Pläne willen zu erschießen.   - Anthony Berkeley, Der Kellermord. München 1979 (zuerst 1932)

Erpressung (5)   Witschi begann zu jammern, er schimpfte auf seine Frau und auf seinen Sohn, die ihm das Leben zur Hölle machten, wie er sich ausdrückte. Ich versuchte ihn zu beruhigen. Aber er regte sich immer mehr auf, plötzlich zog er einen Revolver aus der Tasche und drohte mir, er werde sich in meinem Büro erschießen, wenn ich ihm nicht zu Hilfe käme. Der Mann begann mir auf die Nerven zu fallen, ich wollte ihn los sein, er klagte und jammerte weiter: der Gemeindepräsident wolle ihn internieren lassen . .. Ich schnitt ihm das Wort ab: Das gehe mich gar nichts an, er solle machen, daß er aus meinem Büro komme, ich könne solchen Lärm nicht brauchen. Da begann er wieder zu weinen, nein, er wolle nicht gehen, bis er nicht einen Rat habe. Ich konnte ihm aber keinen Rat geben und sagte ihm dies. Jetzt werde er sich also erschießen, sagte Witschi. Ich darauf: Aber nicht in meinem Büro. Da habe er nicht die rechte Ruhe dazu, aber ich hätte eine leerstehende Kammer, wenn er sich dorthin bemühen wolle, so werde er dort die beste Gelegenheit haben, sich aus der Welt zu schaffen. Du wirst natürlich denken, lieber Wachtmeister, daß ich ein herzloser Mensch bin. Aber das bin ich gar nicht. Nur mußt Du bedenken, daß ich in meiner Praxis schon viele derartige Fälle gehabt habe: Selbstmorddrohungen sind bequeme Erpressungsversuche. Die Leute wollen sich gar nicht umbringen, sie wollen nur Eindruck machen und versuchen, etwas herauszuschinden.  - Friedrich Glauser, Wachtmeister Studer. In: F. G.: Kriminalromane. Berlin 1990 (zuerst ca. 1936)

Erpressung (6)  Es ist merkwürdig, daß der Erpresser in der modernen Rangordnung so weit unten steht. Er oder sie ist der einzige Verbrecher in London, der von den anderen Verbrechern mit Geringschätzung und Verachtung behandelt wird. Rauschgifthandel hat nichts Ehrenrühriges an sich, ja der Rauschgifthändler steht sozial über dem Vorstadtdieb - aber Erpressung: nein! Selbst Hundediebstahl (und die Briten sind eine Nation von Hundeliebhabern) ist etwas Besseres.  - (beg)

Erpressung (7)

Geheimnis Geschäftsleben Schweinerei

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme