Eros  Zuerst entstand das Chaos. Danach entstand Gaia, mit breiten Brüsten, der feste und ewige Sitz von allen Gottheiten, die hoch oben, auf dem Berg Olymp wohnen, oder in ihr selbst, in der Erde, und Eros, der schönste unter den unsterblichen Göttern, der die Glieder löst und den Geist aller Götter und Menschen beherrscht. - Hesiod, nach (kere)

Eros (2)

   

- Romero Calvet

Eros (3)

Ein  Asteroid

- N.N.

Eros (4)   Am Anfang war die Nacht - so begann diese Geschichte. In unserer Sprache hieß die Nacht Nyx, eine der größten Göttinnen auch für Homer, vor der selbst Zeus eine heilige Furcht empfand. Nach dieser Erzählung war sie ein Vogel mit schwarzen Flügeln. Befruchtet vom Wind legte die Urnacht ihr silbernes Ei in den Riesenschoß der Dunkelheit. Aus dem Ei trat der Sohn des wehenden Windes, ein Gott mit goldenen Flügeln, hervor. Er wird Eros, der Liebesgott, genannt ; das ist aber nur ein Name, der lieblichste unter allen Namen, die dieser Gott trug. - (kere), nach orphischer Überlieferung

Eros (5)

Eros (6)  Die Orphiker sagen, daß die schwarzgeflügelte Nacht, eine Göttin, vor der selbst Zeus in Ehrfurcht stand, vom Wind umworben wurde, und daß sie ein silbernes Ei im Schoße der Dunkelheit legte; und daß Eros, den manche Phanes nennen, diesem Ei entschlüpfte und das All in Bewegung setzte. Eros war zweigeschlechtlich und goldgeflügelt. Manchmal brüllte er mit seinen vier Häuptern wie ein Stier oder ein Löwe, manchmal aber zischle er wie eine Schlange oder blökte wie ein Widder. Seine Mutter, die ihn Erikepaios nannte oder Protogenos Phaethon, lebte mit ihm in einer Höhle. Sie selbst zeigte sich in der Trinität von Nacht, Ordnung und Gerechtigkeit. Vor der Höhle saß die unentrinnbare Mutter Rhea, eine bronzene Trommel rührend, und lenkte des Menschen Aufmerksamkeit auf das Orakel der Göttin. Phanes schuf die Erde, den Himmel, die Sonne und den Mond; aber die Dreifaltige Göttin regierte das All, bis ihr Zepter an Uranos überging.   - (myth)

Eros (7)  In manchen Mythen heißt es, daß Eros, der dem Weltei entschlüpfte, der erste der Götter war, da ohne ihn keiner der anderen hätte geboren werden können. Sie sagen, daß er gleichen Alters wie Mutter Erde und Tartaros sei, und bestreiten, daß er einen Vater oder eine Mutter, außer Eileithyia, der Göttin der Geburt, gehabt habe.

Andere behaupten, daß er Aphrodites Sohn wäre, von Hermes oder von Ares oder von ihrem eigenen Vater gezeugt. In einer weiteren Version ist er ein Kind, das Iris vom Westwind empfing. Er war ein wilder Knabe, der weder vor Alter noch Rang Achtung zeigte. Er flog auf goldenen Flügeln umher und verschoß wahllos seine Pfeile oder setzte Herzen mit seinen schrecklichen Fackeln in Flammen.

Eros (‹Leidenschaft›) war für HESIOD nur ein Begriff. Die frühen Griechen stellten ihn, wie Alter oder Pest, als Ker oder geflügelte ‹Bosheit› dar, da unbezähmte Leidenschaft einen störenden Einfluß auf eine geordnete Gesell-sdiaft haben könnte. Spätere Poeten hatten ein perverses Vergnügen an seinen Streiken, und zur Zeit des PRAXITELES wurde er sentimental als schöner Jüngling dargestellt. Sein berühmtester Schrein war zu Thespiai, wo die Boio-ter ihn in Gestalt einer phallischen Säule verehrten: Hermes oder Priapos unter einem anderen Namen. Die verschiedenen Berichte über seine Eltern sprechen für sich. Hermes war ein phallischer Gott; Ares als Gott des Krieges vermehrte die Begierde in den Frauen der Krieger. Daß Aphrodite die Mutter des Eros und Zeus sein Vater war, ist ein Hinweis darauf, daß physische Leidenschaft selbst vor Inzest nidit haltmacht. Seine Abstammung von einem Regenbogen und dem Westwind ist lyrische Phantasie. Eileithyia, <die den Frauen im Kindbett beisteht>, war ein Titel der Artemis; wobei die Betonung darauf liegt, daß keine Liebe so stark wie Mutterliebe ist.

Eros wurde niemals als genügend verantwortlich betrachtet, um in der herrsdienden olympischen Familie der Zwölf zu erscheinen.  - (myth)

Eros (8) Ein schwefliges Glänzen ging von den drei Gestalten aus, die sich so von dem tiefdunklen Hintergrund der Nacht abhoben. Sie sahen so stolz und gebieterisch aus, daß ich alle drei zuerst für wirkliche Götter hielt.

Das Gesicht des ersten Teufels hatte ein doppelgeschlechtliches Aussehen, und auch in den Linien seines Körpers zeigte sich die Weichheit antiker Bacchusleiber. Seine schönen schmachtenden Augen, von düsterer und unbestimmter Farbe, glichen Veilchen, die noch mit den schweren Tränen des Gewitters beladen sind, und seine halbgeöffneten Lippen heißen Räucherpfannen, denen der feine Geruch des Duftwarenladens entströmte, und jedesmal, wenn er seufzte, leuchteten nach Moschus duftende Insekten auf, flatternd im Brand seines Atems.

Um seinen Purpurmantel rollte sich als Gürtel eine schillernde Schlange, die ihm, erhobenen Hauptes, ihre glühenden Blicke schmachtend zuwandte. An diesem lebendigen Gürtel hingen, im Wechsel mit Phiolen, die mit unheimlichen Säften gefüllt waren, glänzende Messer und chirurgische Werkzeuge. In der rechten Hand hielt er eine andere Phiole mit rotleuchtendem Inhalt und der seltsamen Aufschrift: »Trinkt, dies ist mein Blut, eine vortreffliche Herzstärkung«; in der Linken eine Geige, die ihm ohne Zweifel dazu diente, seine Freuden und Schmerzen zu singen und die ansteckende Kraft seiner Liebesbrunst m den Nächten des Hexensabbats zu verbreiten.

An seinen zarten Knöcheln hingen Ringe einer zerbrochenen Goldkette, und wenn das lästige Gefühl, das sie erzeugten, ihn zwang die Augen zu Boden zu senken, schaute er mit eitlen Blicken auf die Nägel seiner Fußzehen, glatt und glänzend wie schön geschnittene Steine,

Er betrachtete mich mit seinen von schmerzlicher Trostlosigkeit wunden Augen, aus denen eine verfängliche Trunkenheit floß und sprach mit singender Stimme zu mir: »Wenn du willst, wenn du willst, mache ich dich zum Herrn der Seelen, und du wirst der Meister alles Lebendigen sein, mehr noch als der Bildhauer über den Ton, und du wirst die stets sich erneuernde Lust erfahren, aus dir selbst herauszutreten, um dich in anderen zu vergessen und die Seelen der anderen an dich zu ziehen, bis du sie in der deinigen aufgehen läßt.«

Und ich antwortete ihm: »Vielen Dank! Ich will nichts zu tun haben mit diesem Menschenpack, das sicher nicht mehr wert ist als mein armes Ich.« - Charles Baudelaire, Der Spleen von Paris. In: C.B., Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris. Zürich 1977

 

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