Wer hätte gewagt, ihn nicht ernst zu nehmen? Scharen von Leuten, die kein gutes Gewissen hatten, zitterten schon, wenn sie seinen Namen hörten. Er hatte die Macht, sie zu verhören, bis sie vor Angst winselten, sie einzusperren oder sie der Guillotine zu überantworten.
Wie er, hörte jemand in diesem Augenblick auf der Insel den Klang der Glocken und atmete den sonntäglichen Frieden, einer, der am Abend vorher im gleichen Raum wie er getrunken hatte und in wenigen Tagen für immer hinter Mauern verschwinden würde.
Er trank seine Tasse Kaffee aus, goß sich eine zweite ein, die er in sein Zimmer mitnahm, und es fiel ihm schwer sich vorzustellen, daß das alles ernst war. Es war noch gar nicht so lange her, daß er kurze Hosen trug und in der kalten Morgenluft mit erstarrten Fingern über den Platz seines Dorfes lief, um in der kleinen Kirche, die nur von Kerzen erhellt war, bei der Messe zu dienen. Jetzt war ei ein Erwachsener. Alle hielten ihn dafür, und nur er selber konnte es manchmal kaum glauben.
Ob andere bisweilen dasselbe Gefühl hatten? Ob Mr Pyke beispielsweise
sich hin und wieder fragte, ob man ihn ernst nehmen könne? Kam ihm nicht
auch, wenn auch freilich nur selten, alles wie ein Spiel, das ganze Leben
als etwas höchst Lächerliches vor? -
Georges Simenon, Mein Freund Maigret. München 1975 (Heyne Simenon-Kriminalromane
10, zuerst 1949)
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(spit)
Ernst
zu nehmen (3) Zeus
nannte sich selbst «Herr der Schicksalsgöttinnen«, als er die oberste Herrschaft
und das Recht, des Menschen Leben zu messen, für sich in Anspruch nahm. Daher
rührt wahrscheinlich das Verschwinden der Lachesis, der 'Maßnehmenden', aus
Delphi. Aber sein Anspruch, der Vater der Moiren
zu sein, wurde weder von AISCHYLOS noch von
HERODOT oder PLATON ernstgenommen. -
(myth)
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