Erneuerungsbedarf    »O Gott, du gabst uns einen Körper, vielleicht identisch; eine Seele, die den Körper an Möglichkeiten übertrifft, die ihn schon lange Zeit und oft ausrangierte; und die glänzenden Platten der Denker, die Sonne verschmäht es, sich in ihnen zu beschauen, - suchen die Balance. Ich aber wünsche, daß mein Geist, der sich etwas anderes als diesen Körper - o Gartenzäune, Stadtmauern und Safes, Pensionate und Jungfernhäute - denken will, auch ein Neues wirkt und schafft.

Ich kann absonderliche Wesen machen, Verrücktes zeichnen, auf Papier, in Worten, ich selbst bin verzerrt; aber mein Bauch bleibt ein Fresser. Welch geringe Versuche der Heiligen, nach Sprüchen der Evangelien den Körper zu verwandeln. Herr, gib mir ein Wunder, wir suchen es seit Kapitel eins.

Dann will ich normal sein, aber erst dann. O Gott, wenn du mehr bist, als das der Wahrheit angenäherte Gesetz der Körper, erbarme dich doch meiner Langeweile, starb doch schon Böhm an ihr.«

»Bebuquin«, sagt der, »das Ganze ist ein Erziehungsheim. Die drüben sind so menschlich einfach. Es gibt zwei Dinge, entweder sie schweigen und machen mit einem imaginären Phallus unendlich, oder sie tun das Gleiche und zeichnen eine Eins. Ich zeichne eins, und meine isolierte Hirnschale rostet. Ich grüße dich, alter Märtyrer. Vernichte die Identität, und du fliegst rapide; aber fraglich, ob du das Tempo aushaken wirst. Eins, Hallelujah, eins, Hallelujah, Amen, eins. O Notwendigkeit, Hallelujah, o Gesetz, o Gleichheit, wo alles in sich selbst schläft, o Stille, o Kontemplation, o Verdauung des Straußen, der den eigenen Kot frißt.

Eins, Hallelujah, eins, Hallelujah, leb wohl, eins, Hallel- - -«

»War es Philosophie oder ein Analphabet?« »O Gleichheit, o Eins. Mancher jedoch zählte bis auf zwei. O Erweiterung des Dualismus. O Gehen zwischen den Ufern, o Hinüber- und Herüberrennen. - Altertum der Gedanken, o Antiquare der Gemeinplätze, o prähistorische Tiefen. Seht, mein Leben ist mir verhaßt, es ist gänzlich zerstört. Um moralisch weiterzumachen, bedarf ich neuer Existenzbedingungen, eher als des Brotes; ich kann nicht in der Kette weiterleben, ich will nicht, es wäre moralisch inkonsequent. Man treibe mich nicht in die alten Gleise und sei barmherzig. Es muß eine Änderung eintreten, die stärker ist, als meine Sünde und meine Reue; ich muß eine Erneurung haben, ich bedarf einer Erdperiode.«    - (beb)

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