rkennen
Wenn die Patriarchen Androgyns waren, (schon
wegen ihres hohen Alters), so werden sie auch auf weit minder sinnliche
Weise gezeugt haben, als wir. Und so könnte der Ausdruck noch im heutigen
Sinne wahr sein:
Adam erkannte sein Weib. Zwar könnte es auch heißen, er erkannte
sie für sein Weib, zum Beispiel daß sie geschickt sei, ihm Weib
zu sein, und zwar gerade ihm; es könnte seine Liebe zu ihr andeuten sollen.
Aber für jene Beziehung auf die Zeugung ist mehr da. Auch kommt das Beispiel
eines solchen Erkennens noch einmal in der Bibel vor, bei Christus. Maria,
von ihrem bloßen Brautstande mit Joseph wurde schwanger. Maria erkannte
den Joseph; was wohl von dem verschieden sein könnte, daß Adam die Eva
erkannte. Adam war hier mehr Magiker, mehr aktiv,
Joseph hingegen passiv; wieder Eva passiv und Maria aktiv, soweit das nämlich
ein Weib sein kann. Auch kann man glauben, daß ersten
Menschen ein weit größerer Genuß des Zeugens gewesen sein muß, als später,
und wieder, daß dieser gerade darin lag, daß alles bloß Liebe
war. Bei uns ist eben das Fehlende in der Liebe das, was beim Zeugungsgeschäft,
in Materie gehüllt, stumm vor uns, für uns, vorübergeht. Wir sind nachher
beruhigt, aber ohne eigentlich erfahren zu haben, wodurch und warum? —
Hierin liegt der vorzüglichste Grund, daß dieser Akt beständig wiederholt
wird. Die Tiere wiederholen ihn in der Regel
nicht, hier aber ist die Ursache die ganz entgegengesetzte. Alles fällt
bei ihnen in die Materie, und der Genuß ist
bloß körperlich. - (
rit
)
Erkennen (2) Das wissenschaftliche
Erkennen erfordert, sich dem Leben des Gegenstandes zu übergeben, oder,
was dasselbe ist, die innere Notwendigkeit desselben vor sich zu haben
und auszusprechen. Sich so in seinen Gegenstand vertiefend, vergißt es
jener Übersicht, welche nur die Reflexion des Wissens aus dem Inhalte in
sich selbst ist. Aber in die Materie versenkt und in deren Bewegung fortgehend,
kommt es in sich selbst zurück, aber nicht eher als darin, daß die Erfüllung
oder der Inhalt sich in sich zurücknimmt, zur Bestimmtheit vereinfacht,
sich selbst zu einer Seite eines Daseins herabsetzt und in seine
höhere Wahrheit übergeht. Dadurch emergiert das einfache sich übersehende
Ganze selbst aus dem Reichtume, worin seine Reflexion verloren schien.
- G.W.F. Hegel,
Phänomenologie
des Geistes
(1807)
Erkennen (3) Zusammenfassend
läßt sich sagen, daß Fat sein Bewußtsein untersucht und festgestellt hatte,
daß es gestört war. Dann hatte er mit diesem Bewußtsein die äußere Realität
untersucht, die man den Makrokosmos nennt. Und er hatte entdeckt, daß der Makrokosmos
ebenfalls gestört war. Wie die hermetischen Philosophen lehrten, dienen Makrokosmos
und Mikrokosmos einander als zuverlässige Spiegelbilder.
Mit einem gestörten Werkzeug hatte Fat also ein gestörtes Objekt untersucht
und so die Erfahrung gemacht, daß alles falsch war. - Philip K. Dick, Die VALIS-Trilogie. München 2002
(zuerst 1981 f.)
![]() ![]() |
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
![]() ![]() ![]() |
||
![]() ![]() |
![]() ![]() |