rhabenheit
Aber der Ritter ist nach der ersten Flucht wieder frisch, noch für
vieles. Lockt Zerline, mit dem süßesten Gesang, der je ein Mädchen
verlockt hat. »Ah, lasciate mi andar via«, bittet das Mädchen, »Nò, nò
restà, gioja mia«, singt der Verführer oder die unbedingte Ausschweifung.
Das Leben selber drängt an Zerline an, und sein Schloß ist nicht weit von
hier, es ist Cythera. Ein Lustdämon
glänzt in der Champagnerarie, im einsamen Presto, das ihm genau gemäß ist.
Bis zur Gemeinheit wird der Ritter gedächtnislos
in der Verkleidungsszene mit Elvira, bis zur Erhabenheit
reulos, sachlich, Zeche zahlend vor der Statue des Komturs.
-
Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung
Erhabenheit (2)
Da lag, auf dem Ozean schwimmend und mehrere Meilen weg, eine ungeheure,
unregelmäßige Masse. Der obere Rand und die Spitzen waren schneebedeckt,
die Mitte war tief indigoblau. Soweit das Auge reichte, war die See nach
allen Seiten dunkelblau gefärbt. Die Wellen liefen hoch und frisch und
sprühten im Licht. Und mitten drin lag diese riesige Berginsel, die Höhlungen
und Täler tief beschattet, die Spitzen und Zinnen in der Sonne gleißend.
Bald waren alle Mann an Deck, und jeder bewunderte auf seine Art dieses
herrliche Schauspiel. Eine Beschreibung kann gar keine Vorstellung geben
von der Eigenart, der Pracht und — Erhabenheit des Anblicks. Die Eisinsel
mußte etwa zwei bis drei Meilen im Umfang und mehrere hundert Fuß hoch
sein. Majestätisch hob und senkte sich der Sockel im Wasser. Die hohen
Spitzen nickten den Wolken zu. Die Wellen brandeten, zu Gischt zerstäubt,
an den Wänden empor und umrahmten den Sockel mit einer weißen Schaumkruste.
Mit Donnern und Krachen brachen große Stücke aus der Masse heraus. Die
Nähe dieses Eisriesen und die allmähliche Annäherung flößten ein Gefühl
von Furcht ein. Es war ein wahrhaft erhabenes Bild. Die Hauptmasse war,
wie ich schon sagte, von einem Indigoblau und der untere Rand mit einer
gefrorenen Schaumkruste bedeckt. Da die Insel nach den Enden und nach oben
zu dünner und durchsichtiger wurde, so gingen die Farben von tiefblau allmählich
in schneeweiß über. Den ganzen Nachmittag über blieb der Eisberg in Sicht.
Als wir auf seine Leeseite kamen, flaute der Wind ganz ab, und wir lagen
den größten Teil der Nacht über unbeweglich in seiner nächsten Nähe. Unglücklicherweise
hatten wir keinen Mond. Die Nacht war aber klar, und wir konnten deutlich
das regelmäßige Sichheben und Senken des Eisriesen beobachten. Langsam
bewegte er sich gegen die Sterne, sie abwechselnd freigebend und dann wieder
verbergend. Mehrmals hörten wir in der Nacht lautes Krachen, als ob ein
Riß durch die ganze Länge des Eisberges gegangen wäre. -
(dana)
![]() |
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
![]() ![]() ![]() |
||
![]() ![]() |
![]() ![]() |