REM-Schlaf    An langen Tagen aufgezwungener Muße schlief die Anti-Telepathin Tippy Jackson gewöhnlich bis in den Nachmittag. Ein in ihr Gehirn eingepflanzter Mikrochip regte zu gleichmäßigem EREM-Schlaf - extremely rapid eye movement - an, sodass sie sich unter der Perkalbettdecke nicht langweilte.

Gerade in diesem Augenblick drehte sich ihr künstlich hervorgerufener Traum um einen von Hollis' Leuten, der enorme Psi-Kräfte besaß. Jeder andere Inerte im Sonnensystem hatte entweder aufgegeben oder war wie Butter in der Sonne zerschmolzen. Da nun alle anderen ausgeschaltet waren, fiel ihr die Aufgabe zu, das Kraftfeld dieses übernatürlichen Wesens zu eliminieren.

»Ich kann nicht ich selbst sein, wenn Sie in der Nähe sind«, sagte ihr nebelhaftes Gegenüber. Er hatte einen brutalen, hasserfüllten Gesichtsausdruck, der ihm das Aussehen eines psychotischen Eichhörnchens gab.

In ihrem Traum antwortete Tippy: »Womöglich fehlt Ihnen zur Definition Ihres Ichs die erforderliche Abgrenzung. Sie haben eine labile Persönlichkeitsstruktur auf unbewussten Faktoren aufgebaut, Faktoren, die Sie nicht beeinflussen können. Deshalb fühlen Sie sich durch mich bedroht.«

»Sind Sie nicht bei einer Schutzgesellschaft angestellt?«, fragte der Hollis-Telepath und sah sich nervös um.

»Wenn Sie tatsächlich, wie behauptet, dieses überragende Talent sind, dann können Sie ja die Frage dadurch beantworten, dass Sie meine Gedanken lesen.«

»Ich kann niemandes Gedanken lesen. Ich habe mein Talent verloren. Sie können sich mit meinem Bruder Bill unterhalten. Bill, sprich du mit der Lady. Gefällt sie dir?«

Bill, der mehr oder weniger genauso aussah wie sein Telepathenbruder, sagte: »Ich mag sie, weil ich ein Präkog bin und sie bei mir nicht das letzte Wort haben kann.« Er scharrte mit den Füßen und grinste, wobei seine großen bleichen Zähne zum Vorschein kamen, die stumpf wie Schaufeln waren. »›Ich, um das schöne Ebenmaß kastriert, geprellt ums Äußre durch Betrügerin Natur ...‹« Er stockte und runzelte die Stirn. »Wie geht es noch weiter, Matt?«

»›... entstellt, unfertig, vor der Zeit geschickt ins Atmen dieser Welt, kaum halb gegart‹«, ergänzte Matt, der eichhörnchenhafte Telepath, und kratzte sich nachdenklich seinen Pelz.

»Genau«, nickte Bill. »Ich erinnere mich. ›... und das so lahm und ungestalt, dass mir die Hunde nachbellen, hink ich wo vorbei.‹ Aus Richard der Dritte«, erklärte er Tippy. Nun grinsten beide. Sogar ihre Schneidezähne waren stumpf; als würden sie nur ungekochte Saatkörner essen.

»Was soll das bedeuten?«, fragte Tippy.

»Das bedeutet«, sagten sie gleichzeitig, »dass wir Sie kriegen werden.«

Das Videophon klingelte und weckte Tippy. - (ubik)
 

Schlaf

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme