ntschädigung  Gleich nach dem Essen  wurde geraucht. Piff, paff — da war auch schon die Zigarre zu Ende, der Stummel verschwand und eine neue wurde angesteckt. Wie der Schornstein eines großen Ofens rauchte es.

Später entdeckten wir, wo Däubler die Zigarrenstummel ließ. Er steckte sie einfach seitlich ins Futter des großen Sessels, unter die Kissen, dorthin, wo die Polsterung beginnt. Natürlich waren da immer einige Löcher gebrannt, und wir überlegten, ob wir vielleicht eine Art kleiner Blechrinne einbauen sollten. Schließlich nahmen wir es mit Humor als unsere Schuldigkeit für Däublers großartige Geschichten — die vom rothaarigen Sollmann etwa, der längst gestorben immer noch weiterlebte und eigentlich alle Bilder des berühmten Norwegers Edvard Munch gemalt hätte: manchmal sichtbar, manchmal unsichtbar sei er hinter Munch gestanden und habe ihm den Pinsel geführt, woher dessen Bilder auch ihre besonders von Deutschen so vielbewunderte mystische Note hätten...

Däubler hatte den Sollman zuletzt in Venedig getroffen und von ihm gehört, er sei schon über 150 Jahre alt. Er sei eben aus einer langlebigen Familie.

«Hast Du ihn auch mal in Berlin gesehen?» fragten wir.

«Ja», sagte Theodor. «Das war sehr merkwürdig. Ich saß im Kaffeehaus. Draußen war es sehr kalt — November, glaube ich — mit Eisblumen am Fenster, aber nicht ganz zugefroren; hie und da sah man durch, auf die Potsdamer Straße. Auf einmal saust da eine Straßenbahn vorbei, und ich sehe einen kleinen Mann dahinterherlaufen — oder nicht laufen, eher schweben—, also Sollmann. Ohne Hut, das flammende Haar wie eine Aureole um den Kopf, und so unheimlich das klingt: mit zwei Paar Schmetterlingsflügeln an den Schultern! Natürlich, die Eisblumen — aber ich weiß doch, was ich gesehen habe ! Stellt Euch das bloß vor, »schloß er, «Schmetterlingsflügel im November —» - George Grosz, Ein kleines Ja und ein großes Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt. Reinbek bei Hamburg 1986, zuerst 1955

Entschädigung (2)  Die Heiligkeit, die er an den Tag legt, die Armut, die er zum Prinzip erhebt und die nur durch gelegentliche Gaben von Gläubigen gemildert wird, die Geduld und Bescheidenheit, die ebenfalls zu seinen Vorzügen zählen, erheben ihn moralisch ebenso weit über die anderen Menschen, wie er sich selbst unter sie gestellt hat. Ein Derwisch kann Wein und Schnaps trinken, sofern er sie geschenkt bekommt, denn es ist ihm untersagt, etwas zu bezahlen. Wenn es ihn unterwegs auf der Straße nach einem seltsamen Gegenstand, einein Schmuckstück in der Auslage eines Ladens gelüstet, gibt es ihm der Händler gewöhnlich oder läßt es ihn einfach mitnehmen. Wenn er einer Frau begegnet und beim Volk in sehr hohem Ansehen steht, wird es stillschweigend geduldet, daß er sich ihr nähert, ohne daß es ihm als Unkeuschheit angekreidet würde. Allerdings käme das heute in den großen Städten, wo die Polizei wenig erbaut ist über das Verhalten der Derwische, nicht mehr vor. Doch das diesen Freiheiten zugrunde liegende Prinzip ist, daß ein Mensch, der alles aufgibt, auch auf alles ein Anrecht hat; da seine Tugend im Verzicht auf jeden Besitz besteht, ist es die Pflicht der Gläubigen, ihn durch Geschenke und Gaben dafür zu entschädigen.  - Gérard de Nerval, Reise in den Orient. München 1986 (zuerst 1851)

Entschädigung (2)   Es findet sich eine Liste der Beuteanteile wie auch Entschädigungen für Verwundete. Letztere wurde vor der Verteilung des Raubes beglichen. Jedes Besatzungsmitglied sonst hatte Anspruch auf Gleichberechtigung. Nur der Kapitän erhielt zwei Anteile, die Schiffsjungen die Hälfte. Vorweggenommen als Garantie wurden außer zweihundertfünfzig Stücken von Achten (Piaster zu acht Silberrealen gleich einem Dollar) für den Schiffsarzt, je nach Größe des erbeuteten Schiffes, hundert bis hundertfünfzig Piaster für den wichtigsten Techniker an Bord, den Schiffszimmermann. Außerdem für den Mann, der zuerst das Beuteschiff gemeldet, hundert Piaster, und für den, der zuerst die fremde Flagge niederholte, die Hälfte. Die Versehrten aber wurden wie folgt im voraus bedacht: Es gab für den Verlust

eines Fingers  

100

Stücke von Achten

eines Ohres

100

"

eines Auges

100

"

einer Hand

400

"

des linken Arms

500

"

des rechten Arms

600

"

eines Beines

600

"

beider Augen

1 000

"

beider Beine

1 500

"

beider Hände

1 800

"

für eine Wunde mit Kanüle

500

"

Je hundert Stücke von Achten konnten auch mit einem Sklaven beglichen werden.   - (bord)

 

Belohnung

 

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