Entropie  Plötzlich  bemerkte  er,  dass  sich  eine unheimliche Kälte in ihm ausbreitete, eine Kälte, die ihn, wie er sich erinnerte, schon früher einmal befallen hatte - er musste an ihre letzten Minuten auf dem Mond denken. Es dauerte nicht lang, da griff die Kälte die Oberfläche sämtlicher Gegenstände um Ihn herum an, breitete sich in Schwaden aus, bildete Blasen, die mit einem Seufzer zerplatzten. In die offenen Wunden wühlte sich die Kälte bis in das Herz aller Dinge. Vor seinen Augen wuchs eine Wüste aus Eis und ein Wind pfiff über die weite Ebene, in die die Realität sich verwandelt hatte; und Dunkelheit breitete sich aus, so weit seine Vision reichte; er wusste, dass er nur einen kleinen Ausschnitt davon erfasste.

Das bilde ich mir alles nur ein, dachte er. Die Welt wird nicht unter Eis und Dunkelheit begraben, das spielt sich nur in meinem Inneren ab - und doch nehme ich es als äußere Realität wahr. Wie seltsam. Habe ich etwa das Universum in mir? Hat mein Körper es verschlungen? Und wann ist das geschehen? So muss es sich anfühlen, wenn man stirbt. Dieses Gefühl von Vagheit, dieses Absinken in die Entropie - so also geht das vor sich und das Eis, das ich um mich herum sehe, ist das Resultat dieses Prozesses. Wenn ich abtrete, verschwindet das ganze Universum. Aber was ist mit dem Licht, das ich sehen müsste, dem Eintritt in den neuen Mutterleib? Und wo ist der rauchige Schein kopulierender Paare, das dumpfe Glühen animalischer Gier? Alles, was ich erkennen kann, ist diese umfassende Dunkelheit und diese Abwesenheit von Wärme, diese erkaltete, von der Sonne im Stich gelassene endlose Fläche.

Das kann nicht der normale Tod sein, dachte er dann. Das ist unnatürlich - der Moment, an dem sonst die völlige Auflösung beginnt, wird von etwas anderem überlagert, von etwas Willkürlichem, Gewalttätigem.  - (ubik)

 

Ruhe Tod

 

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