ntgegenkommen  Das knattert, wir starten mit Schwung, ich klammere mich an ihm fest.

— Schlingen Sie Ihre Arme unter den meinen durch. Ich habe zu großen Schiß, um nicht sofort zu gehorchen. Ich schlinge meine Arme um ihn und drücke meine Nase an seinem Leder platt. Wir flitzen dahin, es ist wunderbar. Man hüpft die ganze Zeit auf und ab, das löst ein angenehmes Gefühl am After aus, wellenförmig kribbelt's einem übers Rückgrat hoch bis zum Gehirn, wo es in originellen und phantastischen Ideen explodiert. Wir sind bald angekommen. Ich zeige ihm das Haus. Draußen liegen immer noch Schlachthofabfälle, Eingeweide und anderes halbverfaultes Fleisch.

— Wie entsetzlich! ruft Tim aus. Er muß wirklich bekloppt sein, daß er an einem solchen Ort wohnt. Ich ging voraus. Er folgte mir in dem völlig dunklen Flur und wir stiegen die abgetretene, immer noch verpißte Treppe hoch. Wir waren fast auf der Etage angekommen, als ich spürte, wie mir Tim mit der Hand die Wade streichelte. Zweifellos eine freundschaftliche oder mechanische oder herzliche Geste. Ich blieb jäh stehen.

Tim blieb ebenfalls stehen, aber ohne seine Hand wegzunehmen. Ohne mich umzudrehen, ging ich eine Stufe zurück, und da er sich nicht von der Stelle gerührt hatte, war seine Hand etwas höher geglitten. Schließlich lag sie zwischen meinen Schenkeln, wo ich sie einklemmte. Einige Augenblicke blieben wir so stehen, leicht schwankend, dann ließ ich seine Hand plötzlich frei und mit einem großen Schritt stand ich auf dem Treppenabsatz. Ich klopfte heftig an die Tür, Joel kam öffnen, mit zerzaustem Haar, gähnend, und verquollenen Augen. — Tim ist da, sagte ich.

Und Tim erschien in der Tat und bevor er Joel die Hand drückte, warf er mir einen höchst verwunderten Blick zu.  - (sally)

Entgegenkommen (2)  Mit zäher Energie ging man von beiden Seiten daran, sich Meter um Meter in unsagbar ermüdender, schwieriger und gefährlicher Arbeit im Leib der Felsen bis unter den Gegner vorzuarbeiten. Außerordentlich lange Stollengänge mußten vorgetrieben werden; die längsten Bohrungen machten die Italiener an der Punta di Bois, dem Castelletto, von den Österreichern Schreckenstein genannt, mit 507 Meter und an der Vorkuppe des Kleinen Lagazuoi mit 1100 Meter reinen Felsstollens. Diese Arbeiten erforderten viele Monate, ja bis zu einem halben Jahr und mehr, und den Einsatz von Arbeitskräften in der Höhe von hunderten von Mann. Gewaltige Mengen Sprengstoff waren notwendig, um die Gipfel aus kompaktem Fels in die Luft zu sprengen. Die Arbeit an den Sprengstollen blieb dem Feinde fast nie verborgen und führte zu der einzig wirksamen Gegenmaßnahme, dem bohrenden Gegner Stollen entgegenzutreiben und ihm durch Sprengung der eigenen Stollen den Weg unter der Erde zu versperren. Manchmal gelang es durch die Sprengung kleinerer eigener Stollen größere feindliche zum Einsturz zu bringen.  Es kam zu regelrechten Kämpfen im Innern der Erde gegen den wühlenden, unsichtbaren Feind, dessen Herannahen man nur unbestimmt und ungefähr an den dumpfen Geräuschen in den Eingeweiden der Berge ahnte. Man wußte allerdings nie, ob man den gegnerischen Stollen richtig entgegenbohrte und wie weit man von ihm noch entfernt war.   - Nach: Uwe Nettelbeck, Der Dolomitenkrieg. In: U. N., Mainz wie es singt und lacht Die Ballonfahrer Briefe Mainz bleibt Mainz Gespenstergeschichten Der Dolomitenkrieg Nachträge Frankfurt am Main 1976 (entst. 1969-1976)

Entgegenkommen (3)  Er verbrachte einige Tage als Reisebegleiter von Fräulein Merceret nach Freiburg in der Schweiz. Aber Fräulein Merceret war ein Mädchen von fünfundzwanzig Jahren, ein nicht unangenehmer, entgegenkommender Mensch mit dem innigen Drang zum Anschluß, so daß Rousseau, einfältig und ohne tiefere Ahnung, nur mit dem Glück des Toren an einer Verbindung vorbeikam. Er sagte: »Ich glaubte, es gehörten Jahrhunderte dazu, um dies schreckliche Übereinkommen vorzubereiten.« Als er keine Anstalten machte, Fräulein Mercerets Entgegenkommen zu erwidern, kühlte sich die Freundschaft ab, und Rousseau wandte sich nach Lausanne.- Ludwig Harig, Rousseau. Der Roman vom Ursprung der Natur im Kopf. München 1981 (zuerst 1978)

Entgegenkommen (4) 

- N. N.

Entgegenkommen (5) Genau in dem Augenblick, als der Wagen auf fünfundachtzig kam, beugte Murks sich vor und machte das Radio aus. Die plötzliche Stille wirkte auf Nashe wie ein jäher Schock, und automatisch drehte er sich zu dem Alten um und sagte, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Als er den Blick unmittelbar darauf wieder der Straße zuwandte, sah er den Scheinwerfer schon auf sich zukommen. Er schien aus dem Nichts aufzutauchen, ein Zyklopenstern, der genau auf seine Augen zuschoß, und in jäher Panik hatte er nur noch den einen Gedanken, daß dies also sein letzter Gedanke sei. Zeit zum Anhalten blieb nicht mehr, es war nichts mehr zu machen, und daher trat er nicht auf die Bremse, sondern drückte nur noch fester aufs Gaspedal. In weiter Ferne hörte er Murks und seinen Schwiegersohn aufheulen, doch ihre Stimmen klangen gedämpft, wurden übertönt vom Brausen des Bluts in seinem Kopf. Und dann war das Licht direkt vor ihm, und unfähig, noch länger hineinzustarren, schloß Nashe die Augen.  - Paul Auster, Die Musik des Zufalls. Reinbek bei Hamburg 1996 (rororo 13373, zuerst 1990)

 

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