«Keiner rührt sich!» befahl Épaulard halblaut.
Er trat hinter das Mädchen.
«Keine Sorge, wir sind weder Gangster noch Sadisten», flüsterte er. «Entspann dich, ich will dich nur bewußtlos schlagen, aber davon wird man spater nichts sehen.»
Das Mädchen entspannte sich mit philosophischer Gelassenheit. Épaulard versetzte ihm einen Handkantenschlag in den Nacken und fing es auf, als es nach vorn fiel, berührte dabei mit Vergnügen die feste Brust der jungen Frau. Er legte sie aufs Bett, fesselte sie mit ihren Kleidungsstücken, stopfte ihr einen Strumpf zwischen die Zähne und stülpte ihr den anderen über den Kopf.
«Gnade!» rief Poindexter.
«Halt's Maul. Wir werden dir nichts tun, wenn du gehorchst. Verstehst du Franzosisch?»
«Ja, ja, natürlich.»
Der Botschafter sprach zittrig.
«Gnade», wiederholte er. «Ich habe eine Frau.»
«Halt's Maul. Steh auf. Meyer, geh vor ihm raus. Und du folgst ihm. Los, mach schon. Gehorch, dann wird alles gut gehn. Wenn du nicht gehorchst, töte ich dich. Ist das klar?»
«Ja. Gnade.»
«Halt's Maul.» - Jean-Patrick Manchette, Nada. München 2006 (zuerst 1972)
- Karl Hörmann,
Lexikon
der christlichen Moral
(1969)
Entführung (3)
Die Entführung der Helena
Entführung (4) »Folgen Sie mir«, sagte Canouris plötzlich zu mir.
Er begann zu laufen, überholte den Diener, packte das Mädchen um die Taille, hob sie hoch und lief schneller weiter.
Besorgt eilte ich meinem Freund hinterher.
Ich blickte mich nicht um, aber gewiß hatten der Diener und die Gouvernante vor Schreck die Sprache verloren, denn sie riefen nicht einmal, wir sollten stehenbleiben.
Wir erreichten den Bahnhof.
Das junge Mädchen war fasziniert von der stattlichen Männlichkeit seines Entführers, sie war hingerissen im wahrsten Sinne des Wortes und lächelte, und als wir in einem Abteil im Zug nach Rosendael, in Richtung Grenze, saßen, küßte Pablo Canouris, der Maler mit den blauen Händen, selbstvergessen die ergebenste aller Bräute.
Sie starb nach zwei Monaten. - (
apol
)
Entführung (5) Der siebenjährige Karl-Heinz
Peters, der seit Montag spurlos verschwunden
ist, wurde nach Überzeugung der Kriminalpolizei nicht entführt. Diese Möglichkeit
war in Betracht gezogen worden, nachdem aufgrund der Angaben einer Zeugin ein
Auto gefunden worden war, aus dem nach Angaben dieser Frau und eines Briefträgers
ein unbekannter Mann mit einem Jungen ausgestiegen war. Der Vorfall wurde immer
mysteriöser, als sich herausstellte, daß dieser Wagen ein falsches Kennzeichen
trug und in fünfhundert Metern Entfernung ein zweiter Wagen gleichen Typs gefunden
wurde, an dem das Kennzeichen fehlte. Nachdem Kriminalbeamte zwei Männer festgenommen
hatten, stellte sich heraus, daß es sich um einen Autodiebstahl mit anschließendem
Umfrisieren des Fahrzeugs handelte und daß einer dieser Männer mit seinem eigenen
achtjährigen Sohn in diesem Auto saß, als er von Zeugen beobachtet wurde. Nach
Ansicht der Kriminalpolizei bleibt zur Zeit nur noch die mit großer Wahrscheinlichkeit
zutreffende Annahme übrig, daß Karl-Heinz Peters ertrunken ist. -
(baer)
Entführung (6)
Entführung (7) Springreiter-As
Hendrik Snock entführt! Fünf Millionen erpreßt! Die Polizei jagt im ganzen Bundesgebiet
die Täter: Den „Stummen" und den „Nervösen"! 200 Tips aus der Bevölkerung
- 50000 Mark Belohnung! Ein Prozent der Beute! Vater Snoek will „noch überlegen",
ob er zulegt! Belohnung auf 100000 Mark erhöht! Snoek-Sonderkom-mission gebildet!
70 Kriminalbeamte, verstärkt durch Entführungsexperten aus dem Düsseldorfer
Landeskriminalamt, suchen ein in der Kriminalgeschichte einmaliges Paar; Der
eine spricht rheinischen Dialekt, der andere gurrt und lallt nur! Besonderes
Kennzeichen: Brutalität! Der Juniorchef einer Supermarktkette und Olympia-Reiter
sollte in einem Beton-Verlies hoch unter der Ambachtal-Autobahnbrücke bei Herborn
/ Dillkreis sterben! Über fünfzig Stunden lang angekettet wie ein Tier! Die
Polizei: „Das war unmenschlich!" Snoek vor Journalisten: „Jetzt ist es
aus!" Reiner Zufall: Steinbrucharbeiter entdeckte den Millionär! Ein Horrorfilm
unter der Regie von Sadisten! Vom Rundfunk ausgestrahlt: Tonbandstimme soll
die Gangster entlarven! Gangster und fünf Millionen verschwunden: Noch keine
„heiße Spur"! Die Polizei fragt: Wer kann Hinweise auf die Entführer geben?
- (
net
)
Entführung (8)
Entführung (9) Eigentlich
ist es ganz gut, dass ich ein Durchgangszimmer habe, weil der Entführer dann
erst weitergeht, um zu schauen, wer noch in dem Zimmer dahinter schläft. Mein
Bruder ist noch zu klein, um entführt zu werden, weshalb der Entführer ihn umbringt.
Vielleicht erwürgt er ihn, oder vielleicht stirbt mein Bruder auch vor Schreck,
wenn er plötzlich das Gesicht von dem Entführer über seinem Bettchen sieht.
Wenn ich etwas auf der Treppe oder im Flur höre, halte ich den Atem an. Ich
stelle mich ganz ruhig. Obwohl man auch im Schlaf atmet. Aber ich will nicht
auffallen! Der Entführer soll ruhig erst durch mein Zimmer gehen, und während
er sich dann über das Bettchen von meinem Bruder beugt, laufe ich aus dem Zimmer
und nach unten. Erst habe ich überlegt, ob ich nach oben laufen soll, um mich
auf dem Speicher zu verstecken, oder ich könnte auch in das Schlafzimmer meiner
Eltern, die der Entführer schon erstochen hat, und mich dort unter das Bett
legen, aber vielleicht kommt der Entführer noch einmal zurück, weil er irgendwas
mitnehmen will. Die hölzerne Spieluhr von meiner Mutter oder ihren Rollstuhl.
So einen Rollstuhl kann ein Entführer gut gebrauchen. Wenn er jemanden
entführt, braucht er ihn nicht zu tragen, sondern kann ihn in den Rollstuhl
setzen und schieben. Und wenn Leute kommen, denken sie, dass der Junge im Rollstuhl
schon schläft, weil es ja Nacht ist, und nicht, dass er ihn betäubt hat. Also
laufe ich die Treppen runter und aus dem Haus. Am liebsten würde ich links Richtung
Werkshalle laufen, weil da Licht ist, aber es ist besser hinten raus in Richtung
Feld zu laufen, weil es da dunkel ist. Ich könnte mich beim Schreiner im Schuppen
verstecken oder in der Autobahnunterführung oder besser noch weiter auf die
Kerbewiese am Bach entlang bis ganz nach hinten, wo man nicht mehr weiterkommt
und die Rhabarberfelder anfangen. Dort, wo die Pärchen sind. Aber da muss ich
aufpassen, dass mich keiner sieht, weil die sonst denken, dass ich ihnen zusehen
will, und dann kommt der Mann und haut mir in die Eier.
Und davon wird man ohnmächtig. Und dann findet mich der Entführer doch noch.
Dann wache ich aus der Ohnmacht auf und liege in seiner Höhle. Wie nach der
Mandeloperation, als ich dachte, dass alles schon vorbei ist und ich schon wieder
im Bett liege, aber stattdessen saß ich noch im Operationsstuhl, und auf dem
kleinen Tisch vor mir lagen die Skalpelle und die beiden blutigen Mandeln. -
(raf)
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