ngländer, handfester   Ich betrachtete sein Gesicht. Es war das schmale, hochgezüchtete Gesicht des Gebirglers mit hohen Jochbeinen; nicht der mongolische Typ, sondern mehr jener andere, der dem Araber gleicht, - man sieht ihn bei den afghanischen Truppen. Und doch, obwohl es hart wirkte wie Feuerstein und satanisch stolz, besaß dieses Gesicht eine schauerliche, katzenhafte Sanftheit - dieser Mann würde nie im Zorn zuschlagen, weil er seine Ziele auf andere Weise erreichen konnte. Die Stirn war steil und schwer - hinter einer solchen Stirn habe ich immer mathematische Begabung vermutet -, und sie war breiter als gewöhnlich bei Orientalen. Die Augen konnte ich nicht sehen, denn er hielt sie halb geschlossen, aber es war etwas Unheimliches darin, wie sie leicht geschlitzt in den Kopf gemeißelt waren, ganz anders als bei einem Chinesen. Die Mundwinkel waren nach oben gezogen wie in einem dauernden Grinsen; und trotzdem war ein Anflug von Humor in diesem Gesicht, obwohl es so streng war wie eine steinerne Statue.

Ich habe selten einen Menschen gesehen, der zugleich so wohlgebildet und so abstoßend war; beides, Schönheit und Schrecken, verschmolzen zum Ausdruck skrupelloser Gewalt. Ich war reichlich skeptisch gewesen wegen dieses Götzenbildes aus dem Osten, wie ich ja auch Medinas Künsten gegenüber skeptisch war, weil sie bei mir versagt hatten. Aber als ich in dieses dunkle Antlitz blickte, hatte ich die Vision einer Welt voller schrecklicher, geheimer Kenntnisse, einer Scheußlichkeit, die geradezu stank, einer Macht jedoch wie der eines Feuersturms oder einer Pestilenz . . . Sandys Rede beim Dinner im Donnerstag-Club fiel mir wieder ein, wo er davon sprach, daß die eigentliche Gefahr für die Welt in der Herrschaft des Geistes über den Geist bestehe. Dieses dunkelhäutige Scheusal war der Hohepriester dieser obszönen Herrschaft, und ich hatte den hirnverbrannten Wunsch, ihn auf der Stelle zu Brei zusammenzuschlagen.   - John Buchan, Die drei Geiseln. Zürich  1980 (zuerst 1924)