ngelmacherin   Die Damen von Bouillon und Tingry wurden am Montag von diesem Gericht im Arsenal einvernommen. Ihre illustren Familien haben sie bis zur Türe begleitet. Ihre Dummheiten scheinen einstweilen nicht sehr schwarz, kaum graubraun. Wenn man nicht mehr herausfindet, hätte man Personen von so hohem Rang füglich den Skandal ersparen können. Der Marschall von Villeroi sagt, daß alle diese Damen und Herren nicht an Gott, sondern an den Teufel glauben. Man berichtet wirklich lächerlichen Unsinn über alles, was sich bei diesen Betrügerinnen soll zugetragen haben. Die Marschallin von La Ferté begleitete die Gräfin von Soissons bis zum Haus der Voisin, ging aber nicht hinein. Der Bischof von Langres war mit ihr. Das finde ich ziemlich schwarz. Ihr bot die Einvernahme ein Vergnügen, an das sie nicht gewöhnt ist: sagen zu hören, sie sei unschuldig.

Die Herzogin von Bouillon ist zur Voisin gegangen und hat ihr gesagt, sie möge ihr ein wenig Gift geben, um einen alten Gemahl, der sie vor Langeweile umbringe, zu töten, und dazu noch irgendeine Erfindung, um einem jungen Mann, an dem sie hänge, ohne daß ein Mensch es ahne, ihre Hand reichen zu können. Der junge Mann ist Herr von Vendôme, der sie an der einen Hand hält wie Herr von Bouillon an der anderen. Also lachte jedermann. Wenn eine Mancini keinen schlimmeren Unsinn als das erfindet, gibt sie es wohlfeil; und diese Herren berichten das allen Ernstes, und ob solchem Spaß gerät ganz Europa in Entsetzen!

Die Gräfin von Soissons habe die Hexen gefragt, ob es keine Mittel gäbe, um einen Liebhaber zurückzugewinnen, der sie verlassen habe. Dieser Liebhaber sei von höchstem Rang. Weiter behauptet die Voisin, sie habe gesagt, er werde es bereuen, wenn er nicht zu ihr zurückkehre; es handelt sich um den König, und auf diesem Gebiet wiegt alles schwer. Aber warten wir die Fortsetzung ab. Wenn sie größere Verbrechen begangen hat, so wird sie bestimmt vor diesen Lumpenweibern nicht davon gesprochen haben. Einer unserer Freunde meint, es gebe einen älteren Zweig für Gift, auf den greife man jetzt nicht zurück, denn dieser stamme nicht aus Frankreich; all das, was jetzt behandelt werde, seien schwache junge Zweige.

Bei der Tingry deutet es auf Gewichtigeres hin, besonders da sie die Oberhofmeisterin der im Dienst der Königin stehenden jungen Damen gewesen ist. Sie sagt: »Ich staune über die Welt. Sie glaubt, ich hätte mit Herrn von Luxemburg geschlafen und Kinder von ihm gehabt. Ach, das weiß Gott allein!« Also, die heutige Stimmung ist für Unschuld und entsetzt wegen des Skandals. Morgen wird es vielleicht das Gegenteil sein. Sie kennen ja die Art der öffentlichen Meinung. Ich werde Sie genau darüber auf dem laufenden halten. Man spricht allenthalben von nichts anderem, und tatsächlich gibt es kein Beispiel für einen derartigen Skandal an einem christlichen Hof. Man sagt, die Voisin habe alle kleinen Kinder, die sie abgetrieben hat, in einen Ofen gesteckt, und Frau von Coulanges, wie Sie sich denken können, verfehlt die Gelegenheit nicht, wenn sie von der Tingry redet, zu erklären, für diese habe man den Ofen geheizt.  - (sev)

Engelmacherin (2)

- Thomas Körner

Engel

 

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