ngel
werden
Ich glaube, es gab zahllose Augenblicke, in denen ich die
Möglichkeit hatte, einen Anfang zu machen, aber
mir fehlte die Kraft und der Glaube. An dem fraglichen Abend trat ich bewußt
aus mir selbst heraus: ich trat heraus aus dem alten Leben und hinein in ein
neues. Es bedurfte nicht der geringsten Anstrengung, Ich war damals dreißig
Jahre alt. Ich hatte eine Frau und ein Kind und was man «eine verantwortliche
Position» nennt. So sehen die Tatsachen aus, und die Tatsachen besagen nichts.
Die Wahrheit ist, daß mein Wunsch so groß, so stark war, daß er Wirklichkeit
wurde. In einem solchen Augenblick hat es nicht viel Bedeutung, was der Mensch
tut, nur das zahlt, was er ist. In einem solchen Augenblick wird der Mensch
zum Engel. Genau das geschah mit mir: ich wurde ein Engel. Das Wertvolle
an einem Engel ist nicht die Reinheit, sondern die Tatsache, daß er fliegen
kann. Ein Engel kann überall und jeden Augenblick ausbrechen und seinen Himmel finden; er hat die
Macht, ins Niedrigste hinabzusteigen und sich nach Belieben wieder daraus zu
befreien, wenn er will. In der fraglichen Nacht begriff ich das ganz. Ich war
rein, nicht menschlich, ich war losgelöst
und hatte Schwingen. Die Vergangenheit war von mir genommen, und ich machte
mir keine Sorgen um die Zukunft. Ich war jenseits aller Ekstase. Als ich mein
Büro verließ, faltete ich meine Flügel zusammen und verbarg sie unter meinem
Rock. - (wendek)
|
||
|
|