Eengel, tote

Die toten Engel

Sucht doch, sucht doch nach ihnen:
in der Schlaflosigkeit der vergessenen Wasserröhren,
in den Rinnsalen, abgewürgt vom Schweigen des Abfalls,
nicht weit von Pfützen, zu klein, eine Wolke zu beherbergen
oder ein Paar verlorener Augen,
einen zerbrochenen Ring
oder einen zertretenen Stern.

Denn ich hab sie gesehen,

in manchen Trümmerfeldern, plötzlich, im Nebel,
denn ich hab sie berührt,
im Exil eines abgestorbenen Ziegels,
eingegangen ins Nichts von einem Turm herab oder von einem Karren.

Nie sind sie fern, wenn ein Schornstein zusammenbricht.
Bei den zähen Blättern, die sich an die Schuhe heften, halten sie sich auf.

Überall dort,
aber auch in jenen verstreuten Spänen, die ohne Feuer verdorren,
in jenen verfallnen Abwesenheiten, an denen wacklige Möbel leiden,
unfern der Namen und Ziffern, die an den Wänden erkalten.

Sucht doch, sucht doch nach ihnen:
unter dem Wachstropfen, der das Wort begräbt in einem Buch,
oder der Unterschrift auf einem der Briefschnitzel,
die der Staub mit sich herumschleift,
ganz in der Nähe eines verlorenen Flaschenscherbens,
einer alten, verirrten Schuhsohle im Schnee,
eines Rasiermessers, ausgesetzt am Rand eines Abgrunds.

- Rafael Alberti, nach (mus)

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