Diese Version von «Winter Wonderland» hatte Elvis in seinem ganzen Leben noch nicht gehört, aber sie gefiel ihm immer besser. Das war also nicht der Grund, warum er Jenny abknallte. Für viele Homeboys war Weihnachten ein Feiertag für «Weißbrote», so interessant wie zweimal Fingerschnippen, aber Elvis fand‘s irgendwie gut; er mochte die Kälte, daß es früh dunkel wurde, und die Bäume und den Schmuck und die Lichter und die ganze Scheiße, es erinnerte ihn an alte Filme, Fernsehsendungen, Zeugs, das er gesehen hatte, damit er nicht dran denken mußte, daß es so kalt war und früh dunkel wurde und selbst nie die Bäume und den Schmuck und die Lichter und die ganze Scheiße gehabt hatte, also war auch das nicht der Grund, warum er Jenny abknallte.
Und, echt, Elvis mochte Jenny: Sie hatte ihm die Handschellen neu angelegt, vorne, sobald sie aus dem Knast raus waren, damit er die zwei beschissenen Stunden Fahrt nicht auf den Händen sitzen mußte; sie hatte ihm ein Mittagessen spendiert, ein Käse-Schinken-Sandwich auf Roggenbrot und dazu eine Coke; sie hatte ihm den ganzen Nachmittag und auch wieder auf der Rückfahrt die Hände vor dem Bauch gefesselt. Es war einfach an der Zeit, das war auch schon alles, und hier war‘s so gut wie an jedem anderen Ort, also blies Elvis ein Loch in Jennys Hinterkopf, dann ballerte er Luther Todd in die Stirn, als Luther beim Knall der handlichen kleinen .22er den Kopf herumriß.
«All‘s klar, Luther», sagte Elvis. «All‘s klar, Jenny. » - Jerry
Oster, Dirty Cops. Reinbek 1994 (zuerst 1992)
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