lend   - Misère, Miserable (Grammatik). Das ist die Lage des elenden Menschen.

Es gibt nur wenige Seelen, die so stark sind, daß sie nicht schließlich durch das Elend gebeugt & erniedrigt werden. Das niedrige Volk ist unglaublich einfältig. Ich weiß nicht, welches Blendwerk es die Augen vor seinem gegenwärtigen Elend & dem noch größeren Elend schließen läßt, das es im Alter zu erwarten hat. Das Elend ist die Mutter der großen Verbrechen; es sind die Herrscher, die so viele Menschen elend machen & die sich in unserer & in der anderen Welt wegen der Verbrechen, die das Elend begangen hat, zu verantworten haben. Man sagt in einer ganz anderen Bedeutung: »Das ist ein Elend«, um etwas Nichtiges zu sagen. In der eigentlichen Bedeutung aber sagt man: »Es ist ein Elend, daß man es mit Vertretern des Gesetzes & mit Priestern zu tun hat.« - (enc)

Elend (2)  Elend, zum Beispiel, ist ein gut genährtes Wort. Elend, der wahre Name der Luft, Anselm, Elend, der verschwiegene Familienname aller Familien, Elend, das Wasserzeichen in jedem Paß, das Pigment jeder Haut, der Psalter jeder Seele, das Brevier, Elend, Kette und Schuß, denk Anselm, Paß, Pigment, Psalter, Brevier und Rapport, ja kann denn ein Mann, der das alles weiß, der kann doch nicht gar zu böse Absichten haben. Wer weiß so gut wie er, daß die Erde kein Wohlfahrtsgelände ist, daß Untauglicbkeit keine Auszeichnung mehr ist. Schlechte Reiter müssen abgeworfen werden. Dafür, daß sie sich den Hals brechen, müssen sie in Gottes oder anderer Namen selber sorgen. Fremde Menschen benützen Deine Handtücher, tragen Deinen Namen, das Tischtuch fault, die Wände maulen, der Kreuzweg ein Cartoon, unter Lampen sehen Köpfe einander an, kein kal nur kick nach nacht und umkehrt lich was oh der fien sen ven ...  - Martin Walser, Halbzeit. München 1960 (zuerst 1971)
 
 

Armut Unglück

 

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