Rinzigartigkeit

inzigartigkeit

Wenn noch ein Funken Leben übrig ist,
Hinab zur Höll! Und sag: ich sandte dich,

durchsticht ihn noch einmal.

Ich, der nichts weiß von Mitleid, Lieb und Furcht. -
Ja, es ist wahr, wovon mir Heinrich sprach,
Denn öfters hört ich meine Mutter sagen,
Daß ich zur Welt, die Beine vorwärts, kam.
Was meint ihr, hatt ich keinen Grund zur Eile,
Die unser Recht sich angemaßt, zu stürzen?
Die Wehemutter staunt', es schrien die Weiber:
Hilf Jesus! Zähne bringt er auf die Welt! -
Die hatt ich auch, das zeigte klärlich an,
Ich sollte knurren, beißen wie ein Hund.
Weil denn der Himmel meinen Leib so formte,
Verkehre demgemäß den Geist die Hölle.
Ich habe keinen Bruder, gleiche keinem,
Und Liebe, die Graubärte göttlich nennen,
Sie wohn in Menschen, die einander gleichen,
Und nicht in mir: ich bin ich selbst allein!

- Shakespeare, König Heinrich der Sechste, Dritter Teil

Einzigartigkeit ⁽²⁾ Ihre Position & ihre Form, die weiter herausragt als alle anderen Teile des Gesichts, sind dem Menschen eigentümlich; denn bei keinem Tier springt die Nase hervor. Sogar die Affen haben sozusagen nur Nasenlöcher, oder ihre Nase ist zumindest so flach & kurz, daß man sie nicht als einen ihr ähnlichen Teil betrachten kann. Die Vögel haben keine Nasenlöcher, nur zwei Öffnungen & zwei Kanäle für die Atmung & den Geruchssinn, während die Vierbeiner Nüstern oder knorpelige Nasenlöcher haben wie die Menschen. Ich kenne kein Beispiel für ein Kind, das ohne Nasenscheidewand zur Welt gekommen ist oder dessen Nasenlöcher aufgrund einer natürlichen Mißbildung verstopft waren, & ich weiß sogar, daß eine durch irgendeine Krankheit widernatürlich verschlossene Nase sich nur sehr selten der chirurgischen Kunst darbietet, um sie zu öffnen. - (enc)

Einzigartigkeit ⁽³⁾ Elise bleibt dabei: sie erwartet von keiner Menschenseele etwas; wenn sie sich in mir geirrt hat, wird sie sich nicht umbringen. Ihre einzige Rache wird darin bestehen, mich dorthin zurücksinken zu lassen, wo ihre Liebe mich herausgezogen hatte. Dann bin ich wieder wie die anderen. «Ich liebe die Menschen nicht», sagt sie zu mir. «Keines einzigen Menschen wegen werde ich mich umbringen. Da liegt mein Drama nicht. Kein Wesen ist es wert, daß ich mich seinetwegen umbringe. Wenn du mich enttäuschst, werde ich an dir nur eine Erfahrung gemacht haben, die mir beweist, daß ich allein bin, daß ich das einzige Exemplar meiner Gattung bin, oder daß das Leben, so wie ich es gewollt habe, unmöglich ist, daß ich die Einzige war, die mit solcher Inbrunst nach dem Glück verlangte.» - Marcel Jouhandeau, Elise. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1933 ff.)