Einzelhaft  Michaelis spann seinen Gedanken weiter — den Gedanken, der seine Einzelhaft beherrscht hatte, den einzigen, der ihm in seiner Gefangenschaft vergönnt gewesen und der gewachsen war, wie ein auf Offenbarungen gründender Glaube. Er redete mit sich selbst, ohne auf die Sympathie oder Abneigung seiner Zuhörer, ja ohne auf ihre Gegenwart zu achten, denn er hatte sich angewöhnt, in der Einsamkeit seiner vier geweißten Zellenwände laut zu denken, hineinzusprechen in die Grabesstille des ungefügen Backsteinklotzes nahe dem Fluß, der unheimlich und abstoßend war wie ein gewaltiges Totenhaus für die Schiffbrüchigen der Gesellschaft.

Zur Diskussion taugte er nicht, und zwar nicht so sehr darum, weil sein Glaube durch kein wie auch immer geartetes Argument ins Wanken gebracht werden konnte, sondern weil der bloße Klang einer anderen Stimme ihn peinigte und verwirrte und sogleich alle seine Gedanken durcheinanderbrachte — jene Gedanken, denen durch Jahre einer geistigen Vereinsamung, die steriler war als wasserlose Wüste, niemand wiedersprochen hatte, die von anderen weder beurteilt noch gebilligt worden waren.  - Joseph Conrad, Der Geheimagent. Frankfurt am Main 1972  (zuerst 1907)

 

Gefängnis

 

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