inwanderer
Einwanderer bringen meist kein nennenswertes Kapital mit; per saldo überwiegen
wahrscheinlich jene Beträge, welche die Immigranten nach Hause schicken, um
ihre Familien und ihre Freunde zu unterstützen oder ihnen ebenfalls die Auswanderung
zu ermöglichen. Den eigentlichen Wert als Produktionsfaktor stellt der Einwanderer
selbst dar. Ein erwachsener Sklave zum Beispiel wurde dem Vernehmen nach auf
einen Geldwert von 800 bis 1000 $ geschätzt; man wird den Wert eines erwachsenen
Einwanderers ebenso hoch veranschlagen können. Andererseits hat man behauptet,
jeder erwachsene Einwanderer stelle einen Geldwert dar, welcher den Kosten entspricht,
die bei der Aufzucht eines Kindes bis zum Alter von fünfzehn Jahren entstehen.
Ernst Engel hat diese Kosten, für ein deutsches Kind, mit 550 $ angegeben. Wissenschaftlich
gesehen geht man jedoch am besten so vor, daß man den voraussichtlichen Arbeitslohn
des Einwanderers für den Rest seines Lebens berechnet und seine Lebenshaltungskosten
davon abzieht. Die Differenz ist sein Nettogewinn, mit dem er zum Wohl seines
Einwanderungslandes beiträgt. W. Farr hat ihn für einen ungelernten englischen
Auswanderer mit ungefähr 175 Pfund beziffert. Multipliziert man die Gesamtzahl
der Immigranten mit diesem Betrag, so müßte sich daraus der jährliche Wert der
Einwanderung ergeben. All diese Versuche, einen exakten Geldwert für die Wanderungsbewegung
anzugeben, führen jedoch in die Irre, weil sie die Qualifikation der Arbeitskraft
und die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt vernachlässigen. Der Einwanderer bringt
nämlich nur dann die Kosten für seine Aufzucht ein, wenn er bei guter Gesundheit
und außerdem ehrlich und arbeitswillig ist. Hingegen kann er, statt ihr Gewinn
zu bringen, der Gesellschaft zur Last fallen, wenn er krank, behindert, unehrlich
oder faul ist. Im übrigen schlägt der Immigrant auch nur dann mit seinem künftigen
Nettogewinn zu Buche, wenn seine Arbeitskraft gefragt ist.
- Richmond Mayo-Smith (ca. 1900), nach: H. M. Enzensberger, Die Große
Wanderung. 33 Markierungen. Frankfurt am Main 1993
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