Einstein  Carl Einstein war bekannt und befreundet mit der Mehrzahl der großen Maler der Zeit, sein Urteil war begehrt und gefürchtet. Er war zynisch und zutiefst melancholisch, im Urteil überschwenglich, um morgen das eben Bewunderte mit einer infamen Bemerkung abzutun, er war voll schwermütiger Trauer und voller Sarkasmus, in manchem an Heinrich Heine erinnernd, auch in der Sehnsucht nach Deutschland, der Klage um den Verlust des deutschen Sprachraums, der ihm nach 1933 verschlossen war. In einem Lager in Südfrankreich, wo man ihn, nachdem er aus Paris vor den Deutschen geflohen war, als Deutschen interniert hatte, nahm er sich im Frühjahr 1941, als er keine Hoffnung mehr hatte, über den Ozean zu entkommen, das Leben, er ging, nachdem er sich die Pulsader durchgeschnitten hatte, ins Wasser.  - Nachwort zu (beb)

Einstein (2)...  mich so lebhaft, wie ich Carl Einstein wahrgenommen, den Autor des «Bebuquin» [«Man reiche mir einen anderen Kosmos, oder ich krepiere»]; nicht zu verwechseln mit dem Astrophysiker Albert Einstein, mit dem Carl nicht - oder nur gelegentlich verwandt war; also unsern «Café Größenwahn»-Einstein, den prächtigsten Flunkerer, der nie - nicht vor dem Namen Gottes, Goethes, dem Bart des Karl Marx sein béret basque vom Kopfe, seine Shagpfeife aus dem stockigen Gebiß nahm; nicht, wenn er seine «fixierten Ekstasen» dichtete; nicht, wenn er im «Äternisten»-Kreis der AKTION über den Ursprung der Religionen [«esoterischer Exhibitionismus»], über Negerplastik, Picasso, Malkunst schwadronierte [«Malerei ist Spachtel, Tube, Palette - Kunst ist Gefühlsonanie!»]; nicht, wenn er auf seiner «roten Gräfin» lag; nicht, wenn er mit meuternden Matrosen den «Barrikadensong 1919» des Berliner Spartakusbundes gröhlte; nicht, wenn er als spanischer «P. O. U. M.»-Partisanenhauptmann Carlos in der Mancha [«no passaran!»]

die Goliath-Windmühlen der Philister

die Weinschläuche des Kapitalismus

die Leithammel des Bolschewismus

attaquierte; nicht, wenn er im Restaurant «Nègre de Toulouse», Montparnasse, [«Patron! Un bifteck! Et bien saignant!»] sein Messer mit Hirschhorngriff an seinem Kotstiefel wetzte: «An dieser Klinge klebt Faschistenblut!», - und, so wie ich ihn kannte, auch nicht, bis er als «Endloser Wanderer» seinen tabakgebräunten Sancho Pansa-Dickschädel durch die Schlinge zwängte und Bebuquin «der Humanität seine Zunge und seinen Zebedäus herausstreckte». «Der Baum knickte trocken». - Walter Mehring, Berlin Dada. Zürich 1959
 

 

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