- Aus: Paul Flora, Hungerburger Elegien, in:
Weltuntergangsgeschichten. Von Poe bis Dürrenmatt. Zürich 1981
Einschlag (2)
Einschlag (3) Slothrop
gähnt: «Wie spät?», und Darlene taucht aus dem Schlaf empor. Als, ohne Warnung,
das Zimmer plötzlich voller Mittag ist, blendend weiß, jedes flimmernde Härchen
auf ihrem Nacken klar wie im Gegenlicht, während die Schockweile-über ihnen
zusammenschlägt, das Haus bis in seine armen Knochen erschüttert, in die Jalousie
hineinboxt, die sich in das weißschwarze Gegitter von Todesanzeigen verwandelt.
Von oben das Heulen der Rakete, schwillt an, holt ihren Sturz ein, rast wie
ein donnernder Schnellzug in ohrenklingende Stille davon. Draußen splittert
Glas, anhaltendes, verstimmtes Zimbelklirren auf der Straße. Der Fußboden hat
gezuckt wie ein angerissener Teppich, und mit ihm das Bett. Slothrops Schwanz
hat sich jäh aufgerichtet, schmerzt vor Spannung. Für Darlene, aus dem Schlaf
gerissen, mit hämmerndem Herzen, Hände und Finger vor Angst gekrampft, war dieser
Ständer fast eins mit dem weißen Licht, dem lauten Knall. Als die Explosion
zu einem wütend-roten Flackern auf der Jalousie verebbt ist, beginnt sie, sich
über die Gleichzeitigkeit zu wundern ... jetzt
aber vögeln sie, und was macht's schon aus, warum zum Teufel sollen diese verdammten
Raketen nicht auch für etwas gut sein? - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei
Hamburg 1981
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