Einschalten   Der beste Ort, um den Inhalt des Kastens zu betrachten, war sein »Sinnierzimmer«, wo er seine Mußestunden zubrachte, wenn er nicht flog. Dort, zwischen seinen Büchern und Magazinen konnte er sich die Erfindung in Ruhe ansehen.

Der Satz Schaubilder war für ihn ein vollständiges Rätsel, und das Modell selbst noch viel mehr. Er betrachtete es von allen Seiten, von unten, von oben. Er versuchte, die technischen Symbole der Graphiken zu interpretieren, jedoch vergebens. Ihm blieb nur noch eine Möglichkeit. Er suchte den »Ein«-Schalter und betätigte ihn.

Fast eine Minute lang geschah nichts. Dann begann der Raum rings um ihn zu wabern und sich aufzulösen. Für einen Augenblick zitterte er wie eine Masse Gelee. Einen Moment lang schwebte er noch, dann verschwand er.

Benton fiel durch freien Raum wie durch einen endlosen Tunnel; er drehte sich verzweifelt um sich selbst, griff in die Schwärze, um irgendwo einen Halt zu finden. Er fiel eine unendliche Zeit, hilflos, voll Angst. Dann war er gelandet, völlig unverletzt. Obwohl es so geschienen hatte,  konnte der Sturz nicht sehr lange gedauert haben. Seine metallenen Kleider waren nicht einmal in Unordnung geraten. Er stand auf und schaute sich um.

Der Ort, an den er gelangt war, war ihm fremd. Da war ein Feld . .. eines, wie er es nicht mehr für existent gehalten hatte. Überall weite Flächen von wogendem Getreide. Ja, er war sich sicher, daß an keinem Ort der Erde noch natürliches Getreide wuchs. Ja, er war sich absolut sicher. Er beschirmte seine Augen mit der Hand und blickte zur Sonne, aber sie sah genauso aus wie eh und je. Er marschierte los.

Nach einer Stunde endeten die Weizenfelder. Doch wurden sie abgelöst durch einen ausgedehnten Wald. Er wußte durch seine Studien, daß es auf der Erde keine Wälder mehr gab. Sie waren vor Jahren zugrunde gegangen. Wo aber befand er sich dann?

Er setzte sich wieder in Bewegung, diesmal etwas schneller. Dann fing er an zu laufen. Vor ihm erhob sich ein kleiner Hügel, und er jagte hinauf bis zur höchsten Stelle. Von dort oben starrte er verwirrt hinunter zur anderen Seite. Denn dort war nichts außer einer großen Leere. Der Boden war völlig eben und öde; soweit Bentons Auge reichte, sah er nirgendwo Bäume oder irgendein Zeichen von Leben, nur das weite, ausgebleichte Land des Todes.

Er stieg die Seite des Hügels hinab zur Ebene. Heiß und trocken war es unter seinen Füßen, aber er ging trotzdem weiter. Er schritt aus, der Boden schmerzte seine Füße, die das lange Gehen nicht gewohnt waren - und er wurde müde. Aber er war entschlossen, weiterzumachen. Ein leises Flüstern in seinem Kopf zwang ihn, sein Tempo einzuhalten, ohne nachzulassen.

»Heb sie nicht auf«, sagte eine Stimme.

»O doch«, knurrte er, halb für sich, und bückte sich.

Eine Stimme! Von woher? Er drehte sich rasch um, aber da war nichts zu sehen. Dennoch war die Stimme zu ihm gekommen, und - für einen Augenblick - hatte es ihm ge-

schienen, als sei es für Stimmen ganz natürlich, so einfach zu erklingen. Er betrachtete das Ding, das er hatte aufheben wollen. Es handelte sich um eine Glaskugel von der Größe seiner Faust.

»Du wirst eure wertvolle Stabilität zerstören«, sagte die Stimme.

»Nichts kann die Stabilität zerstören«, antwortete er automatisch. Die Glaskugel war kühl und schmiegte sich angenehm in seinen Handteller. Es befand sich etwas darin, doch die Hitze des glühenden Gestirns über ihm ließ es vor seinen Augen tanzen, und er konnte nicht erkennen, was es war.   - Philip K. Dick, Und jenseits - das Wobb. Sämtliche SF-Geschichten Band 1. Zürich 1998

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