Einmauern   So allgemein war der Schmerz, daß das Volk in Aufruhr geriet und mit den Rufen: »Schlagt ihn tot! Schlagt ihn tot, den grausamen Tyrannen!« an zweitausend Menschen vor den Palast zogen. Sie drangen ein und ergriffen Conradus, der seine Raserei zu spät bereute und sich, ihre Absicht erratend, in einer Getreidegrube versteckt hatte, und sie erklärten ihm, er verdiene nicht länger und sei nicht mehr würdig, ihr Fürst zu sein und sie zu regieren. Und wie von der göttlichen Gerechtigkeit bewogen, zerkratzten sie ihm das Gesicht und rissen ihm den Bart aus und führten ihn auf den Platz hinaus. Dort banden sie ihn an einen Pfahl, Wut bemächtigte sich des Volks, und es steinigte ihn so lange, bis er nicht nur tot, sondern derart zugerichtet und in eine unförmliche Masse verwandelt war, daß er auch nicht die leiseste Ähnlichkeit mit einem Menschen mehr hatte. Und Männer wie Frauen, jung und alt konnten sich nicht ersättigen, Steine auf ihn zu schleudern, so daß er bald von Steinen ganz bedeckt und in einem Steinhaufen vermauert oder besser begraben schien. Hierauf zogen sie in den Palast, holten die beiden unglücklichen Liebenden und bestatteten sie mit allen Ehren und unter Beobachtung ihrer Gebräuche. Am anderen Tag versammelten sich die ältesten und ersten Bürger im Palast, und da kein Nachfolger in der Herrschaft vorhanden war, da Conradus keinen Erben hinterlassen hatte, beschlossen sie weise, die Stadt zu einer Republik zu machen, und das blieb sie, bis sie schließlich von den Römern zerstört wurde.  - Antonfrancesco Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)
 

Mauer


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