inglas-Turnier  Da — rettende Idee: Monokel-Schauspiel mit sich anschließenden Wetten; Ado und Udo, ins Treffen geschickt, stellen sich in Positur. Prinz enchantiert, immens aufmerksam, sogar mit lahmen Versuchen der Nachahmung. Köstliches Einglas-Turnier.

Erster Gang: Ado, graziös hintenüber geneigt, schleudert sich das Monokel ins Auge und spritzt es dann aus der Augenhöhle durch die Luft in weitem Bogen Udon zu, der es präzis auffängt und seinerseits zurückspritzt. So geht es, zum Entzücken des Prinzen, der immerfort mit dem einen losen Handschuh die andere Hand beklatscht.

Zweiter Gang: Sowohl Ado wie Udo legen sich das Monokel sanft auf die Scheitelbeine; dann zerren und rücken sie mit ihren Häuptern so lange und so satanisch geschickt hin und her, bis Monokel von selbst in die Augen rutschen; Udo braucht längere Zeit. Dritter Gang: Herren auf den Köpfen stehend, auf den Händen gehend; Monokel an Schnüren — der eine das des andern wechselseitig hin und her in die Augen schleudernd. Sensation. Prinz mit gespornten Stiefelhacken Tischtuch bearbeitend, Gläser, über Bohm-blatt weg, der lächelt, an die Decke werfend. „Nun genug!" schrie Hoheit, „Wette vorschlagen! Was Erotisches, was janz Jeschlechtliches! Vor nächstes Bordell reiten! Bin entzückt. . ."

Selbstverständlich Folge geleistet. Bohmblatt und Bohne, Prinzen in der Mitte, raus vor das Tor. Reitburschen unerhört zusammengetrommelt. Nächtliche Ruhestörung. Bürgerinnen in Nachthauben an den Fenstern. Schutzleute, der Hoheit ansichtig, blind und taub. Sämtliche Herren in Kavalkade zu Frau v. Quitsch. Ah, welch holdes Lächeln, gerührter Empfang; junge Damen befohlen. Sofort ihnen Sekt eingetrichtert. Orgie auf Befehl. Monokelwette fast vergessen — da! Lichtblitz der Erinnerung bei Veitel. Hochfeudales Gestotter; da nicht verstanden, wütend, bis Bohne begriffen. Bohmblatt dienstliche Haltung: Herren, speziell A- und Udo, sich gefälligst erinnern, daß hier nicht zum Vergnügen. Los, Wette entrieren! Ja, aber was für eine? Rumratende Verlegenheit; törichte Vorschläge, wobei Damen mithelfen. Die Quitsch zum Prinzen, halblaut, etwas zu vertraulich, so daß Veitel sie anspuckt (und sie öffnet nur den Mund, weil Monarchistin): „Soll's was mit Monokel sein, Hoheit? Einfach mal wetten, daß es, während des Aktes, rausfällt." Prinz begreifend, ihr Ohrfeige klatschend, hoch begeistert: „Allons, enfants . . ., d. h. selbstverständlich dämliches Lied . . ., ich wollte nur sagen: .Form der Wette gefunden!'" Damit wurden A- und Udo im Quitschischen Sinne zur Vorstellung befohlen. Junge Damen erlost: Rika und Muschi.

Doppelbeilager instruktiv arrangiert; Kameraden mit Prinzen drum 'rum. Zeremoniellste Prüfung, luchs-äugigster Sachverstand. Zurufe als: Es glitscht, nein, sitzt — halt, es ist unterm Laken. Dem Udo rollte es ins Bidet. Ado dagegen (bitte erst noch abwarten!) hat es, hat es innebehalten; ja, es scheint ihm, infolge krampfartiger Zusammenziehung des Muskels, fester als je zu sitzen. Er erhebt sich, verwirrt und triumphierend, und der Prinz küßt ihn auf beide Wangen und nimmt ihm selbst das Monokel aus dem Auge. „Jroßen Jenuß bereitet... Allerhöchster Anerkennung empfehlen . . . Jnade ausbitten, aber rasch, bin matt."  - Mynona, Das Eisenbahnunglück. Hamburg 1988 (mit Zeichnungen von Hans Bellmer, zuerst 1925)

 

Monokel

 

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