Eingeweidewürmer   IM JAHRE 1782 erschien in Leipzig von Johann August Ephraim Goeze der Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Mit 44 Kupfertafeln. Goeze war eine europäische Kapazität, sein Buch das umfassendste helminthologische Kompendium des 18. Jahrhunderts. Auf den 471 Seiten tauchte der Begriff parasitär nicht einmal auf. Statt dessen hielt Goeze fest:

»Die Erfahrung lehrt, daß diese Würmer [lntestinalwürmer] nicht, wie Linné von den Bandwürmern glaubte, zu den Thierpflanzen (Zoophyta) gehören; sondern wahre, eigentliche, mit einem obgleich zum Theil sehr einfach organisirten Körper begabte Thiere sind, und sich, entweder, wie einige Geschlechter derselben, durch lebendige Geburten, oder durch Eyer fortpflanzen: wobey wir dennoch nicht in Abrede sind, daß nicht einige Geschlechter derselben, als die Bandwürmer, die hinten am breiten Ende ihre reifen Glieder abzusetzen pflegen, pflanzenartiger Natur seyn können.«

Goeze berief sich auf Autoritäten wie Harsoeker, Vallisnieri, Andry, Clerikus, ja sogar Hippokrates, und auf seine eigene Erfahrung, »daß die Eingeweidewürmer thierischer Körper nie von außen in dieselben gekommen sind, auch nie durch diesen Weg gelangen können«; »daß der Saamen dieser Würmer allen thierischen Körpern angebohren sey, und daß diese allein von der Natur für diese Würmer, zu ihrer Entwicklung, Nahrung, Wachsthum, Ökonomie und Fortpflanzung bestimmt sind«. Die spitzfündige Frage Warum hat Gott dem Menschen so viel quälendes Ungeziefer anerschaffen? berührte Goeze, der eigentlich ein Geistlicher war, nur kurz: »Genug! die Würmer sind da ...«

Er sah sie: Rundwurm, Haarkopf, Zwirnwurm, Kappenwurm, Pallisadenwurm, Bastardkratzer, Kratzer, Plattwurm, Bindwurm, Bandwurm und das infusorische Chaos im Schleim des Mastdarms bey den Fröschen, Wasser- und Landkröten.

Zudem beruhigte ihn der Gedanke, daß die Würmer keine Krankheit seien, wenn sie nicht zu unnatürlicher Größe heranwüchsen oder durch gekünstelte Ernährung unruhig würden. Er führte das Beispiel eines jungen Gelehrten an, dem einige Bandwurmglieder abgegangen waren, der aber, außer wenn er Musik gehöret, von seinem Gast noch nie etwas gespürt hatte.

Am 30. Mai 1781 fand er zwei Wasserkröten, zerschnitt die Lungen und fand in jedem Lobo an die zwanzig Fadenrundwürmer: »Ich sahe die weibliche Öffnung, und was mich am meisten vergnügte, in jedem ein Heer von wenigstens 700 lebendigen Jungen: mehr, als einmal, von mehr als einem Auge gezählt: also in einem Wurm 700;  20 Würmer in jedem Lungenlobo macht 14000; in beyden Lungen mit den Alten 136 000 Würmer ... Ein herrliches Objekt!«

Inmitten der scheußlichsten Begriffsverwirrungen huldigte Goeze andächtig der reinen Forschung. Am 2. Mai 1781 fand er in den Gedärmen verschiedener Frösche Pfriemenschwänze:

»Es war Mittwoch, als ich in jedem der Pfriemenschwänze, bey 300 lebendige junge Würmer im Leybe erblickte, und lebendig auspreßte. Ich wiederholte dieses vor den Augen einiger Arzte, mit mehr als sechs Mutterwürmern, und es fehlte nie. Die Jungen spielten theils frey im Uterus der Mütter herum; theils waren sie noch in einem Häutchen eingeschlossen, worinn sie sich aber merklich regten; theils noch oberwärts, nach dem Kopfende des Wurms zu, als dunkele, rohe, ungebildete Foetus. Die ausgeschlossenen lebendigen Jungen kamen durch den Preßschieber zur Welt, wo sie in dem wenigen Vorrath von Wasser munter um ihre todten Mütter herumspielten. Diejenigen, die noch in ihren Häutgen steckten, arbeiteten mit dem Kopf so lange, bis das Häutgen platzte, und sie auch frey wurden. Das herrlichste Schauspiel, das man sich vorstellen kann!« - (para)

ingeweidewürmer (2) Die Insekten sind die Eingeweidewürmer der Pflanzen. Sie kommen äußerlich vor, weil die Pflanze das umgekehrte Weib ist.

Die Fische sind Pflanzen, und zwar Wasserpflanzen. Das Wasser läßt aus höhern Gründen nie weiter als bis zur Vegetation kommen.

Die Würmer scheinen die Eingeweidewürmer der Landvegetation, die Amphibien die der Wasservegetation. Die Erde selbst ist hier das Tier.  - (rit)

Eingeweide Wurm

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

Synonyme