Da sprach der eine Kammermohr: "ich bitte Eure Majestät um Vergebung, man nennt sie Kibitzeneier, sie werden vom Kibitz, einem Vogel gelegt, der ungefähr so groß wie eine Taube und grau wie eine Schnepfe ist, und wie eine französische Schildwache beim Eierlegen immer Ki wi, Ki wi schreit, wenn man dann: "gut Freund" antwortet, so kann man hingehen und ihm die Eier nehmen, worauf er gleich wieder andere legt."
Den König Eifrasius ärgerte es, daß der Mohr ihn in Eierkenntnissen belehren
wollte, und sagte zu ihm: "halt er sein Maul, er versteht nichts davon,
sey er nicht so nasenweis." Darüber erschrack der Mohr wirklich so
sehr, daß er ganz weiß um den Schnabel wurde. Der andere Mohr sprach nun:
"der Raugraf Gockel hat uns befohlen, Eurer Majestät zu zeigen, wie diese
Eier jetzt nach der neuesten Mode gespeist zu werden pflegen." "Ich
bin begierig", sagte der König, "es zu sehen." Da nahm
jeder der Kammermohren eins von den Eiern in die flache linke Hand, und nun
traten sie mit aufgehobener Rechte einander gegenüber und baten den König eins,
zwei, drei zu kommandiren. Das that Eifrasius, und wie er drei sagte,
schlug der eine Mohr dem andern so auf das Ei, daß der gelbe Dotter gar artig
auf die schwarze Hand herausfuhr. Dem König gefiel dieses über die Massen,
und sie mußten es ihm bei allen hundert Eiern da Capo machen, wofür er ihnen
beim Abschied beiden den Orden des rothen Ostereies dritter Klasse ohne Dotter
taxfrei zur Belohnung um den Hals hängte. - Clemens
Brentano, Gockel, Hinkel und Gackeleia
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