Ei-Ritual    Ernesto sagt mit vollem Mund:

- Ich kannte einen, der hatte Menschenfleisch von einem Opfer probiert.

Gegen neun sind zwanzig Personen versammelt.

Wir gehen durch den Versammlungsraum der Spiritisten.

Der Omiero, der Kräuterabsud wird vorbereitet.

Hinüber in den Kongotempel.

Eine Frau wird vor die Bluttöpfe geführt.

Anrufe auf Kongo.

Ernesto bittet die Götter um Erlaubnis.

Die Gemeinde sagt nach jeder Formel:

- Ba.

Irma verbindet der Frau mit einem weissen Tuch die Augen. Ernesto nimmt ein Ei. Hält es der Frau auf den Kopf. Führt es um den Kopf herum.

Ernesto ergreift die rechte Hand der Frau, streckt sie waagerecht aus, führt das Ei den Arm entlang, den Körper hinunter bis zu den Füssen. Rechts das gleiche.

Ernesto hält das Ei der Frau an die Brust, an den Rücken, an den Unterleib.

Ernesto legt das Ei auf einen Bluttopf.

Er verlangt von der Frau einen kupfernen Penny und legt ihn in den Bluttopf.

Ernesto nimmt bröckeliges weisses Pulver, zeichnet der Frau damit ein Kreuz in die Haare, den Haaransatz entlang eine Linie, Kreuze zwischen Daumen und Zeigefinger, Kreuze über die rechte und die linke Brust, an den rechten und linken Oberarm, auf das rechte und linke Schulterblatt. Ernesto zeichnet mit dem bröckeligen weissen Pulver Kreuze auf die Machete.

Ernesto hält der Frau die Machete an den rechten Unterarm, schlägt mit einer kurzen Eisenstange auf die Machete, als wolle er der Frau den rechten Unterarm abhacken, als wolle er ihr den linken Unterarm abhacken, als wolle er ihr das rechte Schienbein vorn brechen, das rechte Schienbein hinten brechen, das linke vorn brechen, das linke hinten brechen.

Ernesto hält die Machete mit der Schneide von oben auf die Brüste der Frau, schlägt mit der kurzen Eisenstange darauf, als wolle er ihr die Brüste abhacken.

Ernesto hält die Machete an die Schultern, schlägt mit der Eisenstange drauf, als wolle er der Frau das Genick brechen, als wolle er ihr das Kreuz brechen.

Ernesto hält der Frau die Machete flach quer vor die Stirn, flach längs vor die Stirn.

Ernesto hält der Frau die Machete flach auf den Kopf. Ernesto legt die Machete weg. Irma gibt Ernesto eine Schere.

Ernesto schneidet der Frau eine Haarsträhne ab, wickelt die Strähne in ein trockenes Maisblatt, knotet das Maisblatt einmal, misst damit die Breite der Stirn, die Länge des Gesichts, die Tiefe des Schädels. Ernesto legt das Maisblatt mit der eingeknoteten Haarsträhne auf einen der Bluttöpfe.

Der Frau wird die Augenbinde abgenommen.

Irma hält ein Glas voll Wasser.

Ernesto stippt den Zeigefinger ein und benetzt das linke und das rechte Lid der Frau.

Ernesto nimmt einen Drahtbügel von der Wand, auf den das Bauchfell eines Opferhammels gespannt ist und festgetrocknet.

Er hält diesen adrigen Schirm vor das Gesicht der Frau.

Irma hält eine brennende Kerze hinter das Bauchfell, manso (der Leithammel), auch Alà.

Ernesto fragt:

- Was siehst du?

Die Frau antwortet:

- Das Licht.    

Ernesto:

- Dies Licht leuchte dir und erhelle dich ..

Ernesto kontrapunktiert über das Licht, über Helligkeit und Aufklärung und Erleuchtung.

Alle Männer müssen jetzt den Kongotempel verlassen. Ernesto nimmt mich beiseite. Ernesto hält das Ei in der Hand. Alle Männer hinter uns durch den Vorgarten. Ernesto sagt zu den anderen:

- Bleibt hier, dass es nicht so auffällt.

Ich, Fototasche um, auf Strumpf socken, mit Ernesto die Strasse in Miami entlang. Ernesto murmelt Formeln.

Ich verstehe:

- Remolino quatro vientos.

Dreissig Meter vor der Kreuzung wirft Ernesto mit schräggestelltem Körper, auf einem FUSS, wie ein Junge, das Ei zur Kreuzung und dreht sich schnell um.

- Dreh dich schnell um und sieh nicht hinter dich! Ich höre wie das Ei, roh, zerplatzt.  - (pet)

Kongo-Religion Ei Ritual

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