Ehevertrag  -Er, mein Ehemann, wollte in-mir gar keine Hausfrau&mutter; fürs erste hielt er 1 Aufwartfrau, fürs zweite ist er nicht Manns genug. Also ließ er mir Freiheiten, & ich nahm sie mir ohne lange drüber nachzudenken. (Sophia strich das Hemd über ihren Brüsten glatt -.)

-Seither haben wir, mein Mann u: ich, ein Abkommen : Nicht in unserem Haus & am Anderen-Morgen ist jeder wieder zurück. Dadran halten wir uns. Damals, als er u: ich dieses Abkommen trafen, fügte er noch hinzu: Und, wenn ich bitten darf: !Keinekinder od andere Seuchen..... Dazu machte er 1 Geste, als würd er an der Kette 1 Klospülung ziehn. Dennfür ausgebrütete Kuckuck's Eier zahle ich nicht u die Eigenefrau will ich nicht vor Meinenaugen durch den verseuchten Schwanz 1 Andern krepieren sehn. - (Sie vermied, mich anzuschaun.) -Und so ließ ich mich schließlich als Psychiaterin mit eigener Praxis in Hamburg nieder; er, der Immobilienmakler, verschaffte mir in einem seiner Häuser die nötigen Räume. So, als Seinefrau, blieb ich mietfrei. Anfangs wunderte ich mich über !solch Einmaß an Großzügigkeit, Freiheit, Eigen=Ständigkeit, die er mir in-Allem ließ; - mit Teilnahme & Interesse fragte er mich allabendlich nach meinem Beruf, hörte aufmerksam & geduldig zu; - Eifersucht - das schien 1 Fremdwort für ihn. - (Kurz stockte Sophias Stimme, bevor sie weitersprach.) - -Dann, eher per Zufall, bekam ich heraus, !weshalb er mich an Der Langen Leine hielt & !weshalb er so großen Anteil an meinem Beruf nahm.

Und tapfer mit fester Stimme gestand sie mir jetzt: -Geschickt wie ein Geheimdienstler verstand er es, mich über meine Patienten auszuhorchen..... Hin&wieder erfuhr er aus meinen Berichten, die ich ihm freizügig u naiv gab, Einiges über meine Patienten: Anwälte, Senatsabgeordnete, Leute aus Der Wirtschaft -, Leute fast sämtlich aus Hamburgs Oberschicht. !Solcher Art Informationen sind Ein Gehöriges Pfund, & Damit ist in seinem Geschäft ganz=! prächtig !wuchern -.    - (jir)

Ehevertrag  (2)   Marfa Petrowna war eine ehrenhafte Frau und keineswegs dumm, allerdings war sie völlig ungebildet. Nun stellen Sie sich vor, daß diese eifersüchtige, ehrenhafte Frau sich nach vielen entsetzlichen Wutanfällen und Vorwürfen zu einer Art Kontrakt mit mir herbeiließ und ihn während der ganzen Dauer unserer Ehe auch einhielt. Die Sache war die, daß sie weit älter war als ich und außerdem ständig Gewürznelken kaute. Ich war gemein, aber andererseits auch ehrlich genug, um ihr geradeheraus zu erklären, daß ich ihr nicht ganz treu bleiben könne. Dieses Geständnis versetzte sie in Wut, aber meine brutale Aufrichtigkeit schien ihr gewissermaßen zu gefallen. Also will er mich gar nicht betrügen, wenn er das selbst im voraus ankündigt, wird sie sich wohl gedacht haben, nun, und für eine eifersüchtige Frau ist das ja das Wichtigste. Nach vielen Tränen einigten wir uns endlich auf folgenden mündlichen Vertrag: erstens durfte ich Marfa Petrowna niemals verlassen und mußte für immer ihr Gatte bleiben; zweitens durfte ich ohne ihre Erlaubnis nicht wegfahren; drittens durfte Ich mir keine ständige Geliebte anschaffen; viertens gestattete mir Marfa Petrowna dafür, daß ich mir gelegentlich eines von den Stubenmädchen aussuchte, aber nur mit ihrem geheimen Einverständnis; fünftens durfte ich mich nicht in eine Frau unseres Standes verlieben, Gott bewahre; sechstens mußte ich für den Fall, daß mich - was der Herr verhüten mochte! - irgendeine große, ernste Leidenschaft packte, versprechen) es Marfa Petrowna zu offenbaren .. . Was den letzten Punkt betraf, so fühlte sich Marfa Petrowna übrigens während der ganzen Zeit ziemlich beruhigt; sie war eine kluge Frau und konnte midi folglich nur für einen lasterhaften, liederlichen Menschen halten, der nicht imstande war, ernsthaft zu lieben. Aber eine kluge Frau und eine eifersüchtige Frau sind zwei verschiedene Dinge, und das war unser ganzer Jammer. - Fjodor M. Dostojewskij, Schuld und Sühne. München 1987 (zuerst 1866)
 

Ehe Vertrag

 

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