Ehemann, postmortaler   Die Witwe Teresa Manno, geborene Spanò, hatte alle Fotografien mit dem Bild des Apothekers hervorgeholt, um jene auszusuchen, die, auf Email reproduziert, sein Grab schmücken sollte. Aber bei jeder sah sie in dem schönen, friedlichen Gesicht ihres Mannes ein kaum wahrnehmbares Grinsen über die Lippen huschen, und in seinen Augen zuckte ein kaltes, spöttisches Licht. So vollzog sich die Verwandlung des Apothekers selbst unter dem Dach, unter dem er fünfzehn Jahre lang als treuer Ehemann und vorbildlicher Vater gelebt hatte. Der Verdacht quälte die Witwe sogar im Schlaf. Spiegel blinkten auf, in denen der Apotheker nackt wie ein Wurm und mit klapprigen Gliedern als Hampelmann erschien. Und wenn die Witwe dann aus dem Schlaf schrak und aufstand, um von neuem die Bilder ihres Mannes zu befragen, dann kam es ihr manchmal vor, als antwortete er ihr aus dem Jenseits, in dem er sich aufhielt, alles sei Humbug und unwichtig, und manchmal, häufiger, aus einem zynischen, zügellosen Leben, das er noch immer führte.   - Leonardo Sciascia, Tote auf Bestellung (mit zwei anderen Mafiaromanen). Zürich 1983

Ehemann, postmortaler (2)

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