hekrise Im Mai 1147 brachen die Heere auf und machten sich auf dem Landweg nach Byzanz. Vor allem unter den Deutschen befanden sich eine Menge lichtscheuer Elemente, Räuber, Diebe, Taugenichtse, die das Kreuz als Ermächtigung zu Plünderung, Brandschatzung und Vergewaltigung auffaßten. Wie schon im ersten Kreuzzug kam es an vielen Orten zu Judenverfolgungen, obgleich Bernhard dagegen gepredigt hatte. Einmal auf byzantinischem Gebiet, benahmen sich auch Herren von Geblüt daneben. Friedrich von Schwaben, später als Barbarossa bekannt, verwüstete Adrianopel und metzelte die Mönche eines ungastlichen Klosters nieder.
Das Unternehmen endete nicht besser, als es begonnen hatte. Militärische
Unfähigkeit der Könige, griechische Kooperationsunwilligkeit, Unkenntnis der
geographischen Bedingungen, Seuchen, Wassermangel, Eifersucht der Fürsten untereinander
- all das führte zu einem großen Fiasko. Bei den Franzosen blockierte zudem
die anhaltende Ehekrisis des königlichen Paars die Entscheidungskraft. Die kunstsinnige
Eleonore von Aquitanien, die mit zahlreichen Hofdamen das französische Hauptquartier
verschönte, war ihres derben Gatten überdrüssig und forderte hartnäckig die
Scheidung. Sie betrog nach Chronistenberichten ihren Ludwig offen und provozierend
mit Fürsten, Rittern und sogar einem türkischen Sklaven. Die übrigen Damen des
Hofstaats eiferten ihrem Vorbild nach, und so verwunderte es die Zeitgenossen
denn auch nicht, daß die verunsicherten christlichen
Ritter den Pfeilen und Lanzen der Sarazenen erlagen. - Albert Christian Sellner,
Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek
260)
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