ckzahn  Der Mensch ist ein allesfressendes Tier. Schneidezähne hat er, um Früchte zu zerteilen, Backzähne, um Samen zu zermahlen, Eckzähne, um Fleisch zu zerreißen, und je mehr er sich dem Wilden nähert, um so stärker und auffallender sind diese Eckzähne.

Höchstwahrscheinlich nährte er sich lange nur von Früchten: er mußte, denn er ist unter allen Wesen der Urzeit das ungeschickteste, und, ist er entwaffnet, sind seine Angriffsmittel sehr beschränkt. Aber der Wille zur Vollkommenheit, der in ihm lebt, brach bald hervor; grade das Gefühl seiner Schwäche hieß ihn Waffen machen. Auch sein Instinkt nach Fleisch, den die Eckzähne andeuten, trieb ihn wohl an, und als er einmal bewaffnet war, erbeutete und fraß er alle Wesen, die ihn umgaben.

Dieser Zerstörungstrieb dauert fort: die Kinder töten fast immer die kleinen Tiere, die man ihnen überläßt, und hungerte sie, sie würden sie bestimmt verspeisen. Es ist nicht erstaunlich, daß der Mensch nach Fleisch verlangte, sein Magen ist zu klein, und die Früchte enthalten doch zu wenig nährende Substanz, um zu seiner Erhaltung zu genügen. Eher konnte er sich von Gemüsen nähren, aber dazu brauchte er Kochkünste, die sich erst im Ablauf der Jahrhunderte entwickelten.

Rohes Fleisch hat nur das eine Unangenehme, es bleibt durch seine Zäheit an den Zähnen kleben, sonst schmeckt es durchaus annehmbar. Mit etwas Salz ist es leicht verdaulich und nahrhafter als jedes andere.

»Mein Gott«, sagte mir einmal ein Kroatenhauptmann, der bei mir im Jahre 1815 speiste, »man macht nicht viel Federlesens - um ein gutes Fleisch. Wenn wir im Felde liegen und uns hungert, schlachten wir das erste beste Vieh, das uns in die Hände fällt, schneiden ein gehörig fettes Stück heraus, streuen etwas Salz darauf aus unserem Vorrat in der Säbeltasche, legens unter den Sattel, dann Galopp, eine halbe Stunde weichgeritten! Ich sage Ihnen (er machte ein wildes Reißen mit den Zähnen nach), dann speisen wir wie die Könige!« Die Jäger in der Dauphine führen im September immer Salz und Pfeffer bei sich. Erwischen sie einen rechten, fetten Baumpieper, rupfen und würzen sie ihn, tragen ihn eine Weile unterm Hut, dann essen sie ihn gleich auf der Stelle. Sie schwören, so ein Vogel schmeckt besser als gebraten.

Übrigens wenn unsere Ahnen das Fleisch roh aßen, so haben wir diese Eigenheit nicht ganz verloren. Der delikateste Gaumen frequentiert Zervelatwurst, Mortadella, Hamburger Rauchfleisch, Anschovis, Heringe und ähnliche schöne Dinge, die nie das Feuer gesehn und doch recht appetitlich sind. - (bri)

Zahn
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