- Nachwort zu (
wal
)
Eber (2) Man hörte das Rauschen und Rufen
ganz in der Nähe, und dann ein Rascheln, das sich unterschied. Ein Schatten
durchfuhr das Röhricht und wechselte in die andere Deckung, genau zwischen Richard
und dem Eleven hindurch. Obwohl er wie ein Traumbild über die Blöße huschte,
erfaßte Richard im Fluge die Einzelheiten: die Treiber hatten einen starken
Keiler aus dem Lager aufgescheucht. Er sah ihn in einem Sprunge, wie von der
Sehne geschossen, über den Weg fliegen. Das Vorderteil mit der mächtigen Brust
lief keilförmig nach hinten zu. Die starken Rückenborsten, die der Weidmann
Federn nennt, waren zum Kamm gesträubt. Richard hatte den Eindruck, daß ihn
die kleinen Augen streiften; vor ihnen leuchteten die starken, gekrümmten Gewehre
auf. Auch sah er die gebleckten Haderer, die dem Haupte den Ausdruck wütender
Verachtung mitteilten. Das Wesen hatte etwas Wildes und Dunkelstruppiges,
aber es war auch Röte, wie vom Feuer, dabei. Der dunkle Rüssel war absonderlich
gebogen, ja fast geschraubt; er ließ den Ekel ahnen, mit dem dieser Freiherr
die Nähe der menschlichen Verfolger und ihre Witterung empfand. Im Augenblick,
in dem er die beiden wahrnahm, ließ er ein Schnarchen
hören, doch wich er nicht aus der Bahn. - Ernst Jünger, Die Eberjagd.
Stutttgart 1985 (zuerst 1952)
Eber (3) Der Eber, der die Tür mit der Schnauze
aufschob, war riesig. Er kam ganz langsam in den Stall. In dem warmen Licht
sah er braunrot aus und friedlich. Er schnüffelte am Boden, der Mann hatte hohe
Stiefel an, er ging hinter ihm und lenkte ihn mit einem Stock. Sie trotteten
einen Halbkreis., und er lenkte ihn hin zu dem Bock. Der Eber beschnüffelte
den Bock. Er besprang den Bock, legte sich ganz friedlich über den Bock, sein
Kopf ragte in die Höhe, dünne Schleimfäden liefen aus den Winkeln des halb offen
stehenden Mauls. Er sah ungeheuer dämlich aus, wie er da hing. Zwischen seinen
Hinterbeinen erschien ein langer rosa Schlauch. Er kniete neben dem Eber, faßte
den glitschigen rosa Schlauch, steckte den vorderen Teil in eine Plastikröhre
und streichelte ihn mit langsamen gleichmäßigen Bewegungen, bis die weiße Flüssigkeit
in die Röhre lief. Wir hörten den Eber schnaufen. - Doris Gercke: Weinschröter,
du mußt hängen. München 2000 (ca.)
Eber (4)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
||
![]() ![]() |
![]() ![]() |