bene, schiefe   Alles wurde verschwommen und angenehm. Ich hatte keine Sorgen mehr, es gab weder eine ermordete Geliebte noch Polizisten. Es gab niemanden, vor dem ich Angst haben mußte, keinen, den ich oder der mich erwischen wollte. Mein Verstand war in einem Dämmerzustand, und die Nacht brach herein. Aber nur in meinem Kopf.

Sogar meine unnatürlich nach hinten verrenkten Arme taten nicht mehr weh. Aber ich hing senkrecht, und ich wollte im Liegen schlafen, wie man es normalerweise tut, doch meine Füße fanden keinen Halt.

Durch die offene Oberseite drang von weitem eine Stimme zu mir, schwach und unidentifizierbar, die mich noch einmal kurz aufhorchen ließ. Nur ein paar Satzfetzen: »Sie gehen schon... sie werden gleich weg sein ... ich habe es ja gesagt... ich weiß nicht - wahrscheinlich ein Straßenmädchen, das aus dem Lokal geflogen ist und sich rächen wollte... - sie werden sie für die falsche Meldung verhaften...«

Mir war es egal, wer gehen würde. Sollten sie doch. Ich wollte nur schlafen. Aber ich wollte mich dazu hinlegen.

Ich versuchte es noch einmal und lehnte mich nach vorne. Irgend etwas hielt mich. Ich beugte mich mit aller Kraft nach vorne und versuchte mich hinzulegen.

Mein Kopf lehnte gegen die verschlossene Schranktür. Ich weiß nicht, was ein Kopf wiegt; meiner fühlte sich tonnenschwer an. Aber manchmal gibt sogar ein winziges bißchen mehr den Ausschlag...

Ich war tatsächlich dabei, in tiefen Schlaf zu fallen. Zu fallen - ich merkte, wie es kopfüber nach unten ging. Mein Schlaf war entsprechend tief. Jemand schrie durch meinen Traum:

»Vorsicht! Er kippt...«

Mein letzter Funke Bewußtsein schwand mit einem dumpfen Aufschlag, der möglicherweise einen Höllenlärm verursachte, vielleicht das ganze Gebäude erschütterte, den ich aber da, wo ich jetzt war, weder hörte noch spürte.

Jetzt lag ich flach, wie es für einen Schlafenden normal ist. Ich wußte nicht, ob es Schlaf oder Tod war. Aber selbst wenn es der Tod war - Mann, sterben war schön.   - Cornell Woolrich, Der schwarze Pfad. Zürich 1988 (zuerst 1944)

Ebene, schiefe (2)    »Ich bin zu einem kleinen Empfang eingeladen - zu einem sehr kleinen Empfang zu Ehren von Miss Young.«

»Es heißt, sie sei das Mädchen des härtesten Burschen dieser Gegend«, sagte Carmel gedehnt.

»Bitte verzeihen Sie«, sagte Crane.

Es war überaus mühsam für ihn, die Tanzfläche zu überqueren, unendlich viele Leute schienen sie zu bevölkern, und alle rempelten ihn an. Manche sogar zweimal. Wäre die Tanzfläche keine schiefe Ebene gewesen, die in Richtung von Delias Tisch anstieg, hätte er sich beim Gehen nicht vorbeugen müssen und den Paaren ausweichen können, die ihn anrempelten. Aber er konnte ihnen nicht ausweichen und überlegte einen Moment, ob er nicht auf Händen und Knien unter den Paaren die schiefe Ebene hinaufkriechen sollte. Plötzlich fand er sich neben ihrem Tisch wieder!

Ihre Augen funkelten vor Vergnügen. »Schwerer Seegang, nicht wahr?«

Er setzte sich ihr gegenüber. »Würden Sie gern tanzen?« »Glauben Sie denn, daß Sie es können, Mister?« Er stand auf, verbeugte sich und hielt sich am Tisch fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Entschuldigung!« Er verbeugte sich, strauchelte fast wieder und umklammerte den Stuhl. Er gab es auf, sich verbeugen zu wollen. »Madam, vor Ihnen steht der größte kleine Tänzer der Welt.«

Delia Young schob ihren Stuhl zurück. »Vergessen Sie nicht, Arthur Murray, ich lasse Sie liegen, wo Sie hinfallen.«  - Jonathan Latimer, Rote Gardenien. Zürich 1991 (zuerst 1939)

 

Schiefigkeit Ebene Fläche

 

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