Mr. Blumbys Kraft lag in seiner Kehle, und dies Organ beeilte er sich jetzt
mit ungeahnter Energie einzusetzen. Es war der Triumph äußerster Stimmkraft.
Er legte sein Herz, seine Seele darein, doch das Pferd hielt stand. Blumby begriff,
daß er das Pferd nicht aus seiner Existenz schreien konnte, also drückte er
sich an die Wand und hob zwei zitternde Hände vors Gesicht, als wolle er das
entsetzliche Bild vertreiben. Einen Augenblick lang vermeinte er, wieder in
seinem Bett und der Gefangene eines lebhaften, entsetzlichen Alptraums zu sein.
Das Pferd blieb unbeirrt stehen, Wasser lief ihm auf beiden Seiten von der Nase
herab. - (
lam
)
Dusche (2)
- Alfred Hitchcock, "Psycho", nach: François Truffaut,
Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? München 1973 (zuerst 1966)
Dusche (3) Das Glück, das der Wollige
im Kaltbecken erlebte, geschah dem Kürzeren unter der warmen Dusche: Er ließ,
trag sich räkelnd, den körnigen Strahl minutenlang auf sich niedersausen, dann
seifte er sich von der Stirnglatze bis zu den Knöcheln ab, brauste, seifte sich
abermals schaumig, rieb mit dem Waschlappen herunter, wusch, im Kauern, die
Füße und seifte ein drittes Mal die Partien, die er besonders zu säubern gedachte:
das Gesicht, den Nacken, die Leistenbeuge, den Penis und die Afterspalte, und
die, in breiter Grätsche gebückt, noch ein viertes Mal. Nach dem Abseifen drehte
er die Dusche, so heiß er's ertrug, und stand wohlig schnaufend,
dann packte er, aus allen Poren dampfend, die rosa Seife ins Schälchen, und
dann kam meist auch der Wollige mit dem Längeren zurück, und sie gingen schwitzen.
- Franz Fühmann, Drei nackte Männer. In: F.F., Den Katzenartigen wollten
wir verbrennen. Ein Lesebuch. München 1988 (dtv 10844, zuerst 1978)
Dusche (4) Drei leere Patronenhülsen glänzten kupfern auf den nilgrünen Bodenkacheln des Badezimmers, und in der Milchglasscheibe war ein nettes sauberes Loch. Links vom Fenster und darüber war der Anstrich abgekratzt, weiße Spuren von Einschlägen, wie sie Kugeln hinterlassen.
Der Vorhang der Duschnische, der aus grüner und weißer imprägnierter Seide war und an blitzenden Chromringen hing, war zugezogen. Ich zog ihn zur Seite, wobei das dünne kratzende Geräusch der Ringe aus irgendeinem Grund unverschämt laut wirkte.
Ich spürte ein leichtes Knacken im Nacken, als ich mich hinunterbeugte. Er war da, so als ob das die normalste Sache der Welt wäre. Für ihn war es ohnehin gleichgültig, wo er war. Er war in der Ecke, zusammengesunken unter den beiden glänzenden Wasserhähnen, und aus der verchromten Dusche tropfte langsam Wasser auf seine Brust.
Seine Knie waren angezogen, aber schlaff. Die beiden Löcher in seiner Brust waren dunkelblau, beide konnten ihn getötet haben, so nah waren sie bei seinem Herz. Das Blut war augenscheinlich weggewaschen.
Seine Augen hatten einen seltsam wachen und erwartungsvollen
Ausdruck, so als ob er den Morgenkaffee schon gerochen hätte und gerade zum
Frühstück kommen wollte. -
Raymond Chandler, Die Tote im See. Zürich 1976 (zuerst 1943)
Dusche (5)
|
||
|
||