urchsichtigkeit  «Darunter ist zu verstehen, daß ein Körper sich in einem solchen Zustand befindet oder eine solche Eigenschaft besitzt, daß alle Lichtstrahlen durch ihn hindurchgehen.» So definierte er mir den Begriff. «Und einen solchen Zustand, solche Eigenschaften suche ich zu finden. Lloyd macht immer wieder die Dummheit mit dem undurchsichtigen Schatten. Und das geht nicht. Aber ein durchsichtiger Körper wirft keinen Schatten und wirft auch keine Lichtwellen zurück. Das heißt, der vollkommen durchsichtige Körper. Ein solcher Körper wird daher, wenn man Seitenlicht vermeidet, nicht allein keinen Schatten werfen, sondern auch, da er kein Licht zurückwirft, unsichtbar sein.» - Jack London, Der Schatten und das Funkeln. In: J.L., Die konzentrischen Tode. Stuttgart 1983 (Die Bibliothek von Babel Bd. 14, Hg. Jorge Luis Borges)

Durchsichtigkeit (2) In seiner Abhandlung Über die Durchsichtigkeit des Weltraums, die 1823 im "Astronomischen Jahrbuch" veröffentlicht wurde, geht Olbers – fraglos beeinflusst vom Zeitgeist seiner Ära – von einem räumlich und zeitlich unendlich großen Universum mit unermesslich vielen Sternen aus und folgert, dass der Nachthimmel deshalb eigentlich gar nicht dunkel sein könne. Wäre nämlich das Universum räumlich unendlich groß, statisch, homogen und wäre es mit unbeschreiblich vielen Sternen gleichmäßig erfüllt, müsste doch infolge dieser gleichförmigen Materieverteilung und seiner ohnehin isotropen Struktur jeder Beobachter an jedem Punkt des Firmaments einen hell leuchtenden Stern sehen.

Schließlich träfe bei einem unendlichen Universum mit unendlich vielen Sternen jede Sichtlinie früher oder später auf einen Stern. Gleichgültig wohin der Blick des Betrachters auch wandere – am Himmel sähe er keine Lücke, da die Sterne dicht an dicht stünden. Egal welchen Punkt der Beobachter am Firmament auch anvisiere, dort erschiene immer mindestens ein Stern. Und zusammengenommen ergäbe das Ganze eine helle Lichtwand.

Um seine Idee von einem unendlichen Universum zu retten und das vermeintliche Paradoxon aufzulösen, führte Olbers – in Übereinstimmung mit den Lösungsansätzen von Halley und Cheseaux – die Existenz des dunklen Nachthimmels seinerzeit auf ein dünnes absorbierendes Medium in Form interstellarer Materiewolken zurück, die das Licht von sehr fernen Sternen entscheidend abschwächen würde, vergaß dabei aber, dass ein solches Gas im Weltraum selbst durch die Strahlung aufgeheizt und ebenso hell glühen würde wie die Sterne.

Zwar scheint das "Olbers'sche Paradoxon" bestenfalls zum Widerlegen von Thesen oder für die Beweisführung geeignet. Dennoch ist relativ sicher, dass einige Lösungen, wie z. B. die Rotverschiebung respektive das Auseinanderdriften der Galaxien (bzw. das Aufblähen des Raumes) essentielle Faktoren sind, die zum dunklen Nachthimmel beitragen. Gleichwohl kann sich keiner sicher sein, ob nicht noch andere einen möglicherweise noch viel wichtigeren Beitrag liefern.

Für Hermann Bondi und Dennis Sciama war jedenfalls klar, dass die Expansion des Weltalls das Olbers'sche Paradoxon auflöst. Jim Al-Khalili, Professor für Theoretische Physik an der University of Surrey im britischen Guildford, unterstützt diesen Denkansatz: "Zum Schluss können wir das Olbers'sche Paradoxon umdrehen und sagen, der tatsächliche Beweis, dass der Urknall stattgefunden hat, ist die Tatsache, dass es nachts dunkel wird." - Harald Zaun, telepolis 13.Juli.2006

Durchsichtigkeit (3)

Durchsichtigkeit (4)  Wenn alle Materie durchscheinend wäre, der Boden, der uns trägt, und die Hülle, die unsere Körper umgibt, so erschiene uns alles - sinniert Herr Palomar - nicht wie ein Wehen hauchdünner Schleier, sondern wie eine Hölle unaufhörlich zermalmender und verschlingender Rachen. Vielleicht beobachtet uns in diesem Moment ein Gott der Unterwelt aus dem Innern der Erde, verfolgt mit seinem granitdurchdringenden Blick des Kreislauf des Lebens und Sterbens, den Weg der zerstückelten Opfer, die sich in den Mägen ihrer Verschlinger zersetzen, bis diese ihrerseits von einem anderen Rachen verschlungen werden. - (calv)

Durchsichtigkeit (4)

- N. N.

Durchsichtigkeit (5)

Durchsichtigkeit (6)  Die Stimme ist mir auch hierher gefolgt mitten in das große Gedränge des Fests, ich bin wieder in die Ebene zurückgekehrt, ich gehe den Priestergraben entlang. Du kannst ruhig auf der Straße gehen, sagt die Stimme in meinem Rücken wieder, hier sieht dich niemand. Gut niemand sieht mich weil man mich nicht sehen will. Die Stimme verfolgte mich, ich stopfte mir die Ohren zu, sei still ich will dich nicht hören. Wenn es wäre wie du sagst könnte ich nicht so leicht in der Ebene auf- und abspazieren und die Stimme sagte du springst von Albano zum Meer und umgekehrt in weniger als einer Minute als würdest du in einem Flugzeug reisen, scheint dir das normal? Du vergißt, sagte ich, das Fahrrad, ich hatte einen Motor anhängen können. Die Stimme lachte von ferne, dein Rad hat Reifen die von der Sonne verbrannt sind, es ist ganz verrostet es ist nur noch ein Rosthaufen.

Du bist in einer Übeln Lage, Giuseppe, sagte die Stimme in meinem Rücken wieder, wir wollen nicht übertreiben jetzt gehe ich zu Rosmunda und spreche mit ihr. Ich schaue mich um und sehe ihr Haus nicht, das Brandhof heißt. Entweder ist das Haus verschwunden oder ich, sage ich mir an diesem Punkt. Oder ist es durchsichtig geworden. Da irrst du dich, du bist durchsichtig, sagt die Stimme wieder in meinem Rücken, hast du nicht beachtet, daß niemand dich anspricht. Du gehst mitten durch die Menge und es ist als ginge niemand mitten durch die Menge. Das ist möglich, sagte ich, ich lege keinen Wert darauf daß man mich anschaut, ich gehe ruhig meinen Weg, Vorsicht.

Ich schaue mich um und nichts hat sich verändert, die Sonne ist an ihrem Platz und bewegt sich nicht, die Erde ist wie sie immer war, die Straßen führen durch die Gegend durch die sie immer geführt haben,

DER WlND WEHT WO ER WILL.

 - Luigi Malerba, Salto mortale. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1968)

 

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