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Durchfall (2) Eine dicke Frau namens Paola Parletta
hatte hin und wieder starken Durchfall. Sie verbrachte die Nacht schwitzend
und auf dem Klo sitzend, während draußen das Gewitter wütete. Den Durchfall
bekam sie jedesmal, wenn sie es donnern hörte und es am Himmel rumorte, insbesondere
in Sommernächten, wenn Wind und Windhosen aufkamen. Sie war dick am ganzen Körper
und hatte Pickel im Gesicht, war aber überzeugt, schlank zu sein oder schlank
auszusehen, wegen ihres kleinen Köpfchens und ihres alles andere als umfangreichen
Schädels. Während sie auf dem Klo saß und schwitzte und das Gewitter wütete,
dachte sie, jemand habe ihr heimlich mit dem Essen ein Abführmittel verabreicht.
Das war der einzige Gedanke, den sie aus ihrem winzigen Hirn herauszuquetschen
vermochte; sie vermochte keinen gehaltvolleren herauszuquetschen. Dieser Gedanke
war ihr im August 1955 gekommen. Sie verbrachte daher die ganze Nacht mit ihren
Darmkoliken, in Angst vor dem Donner und im Groll gegen Mitmenschen, mochten
sie auch seit langer Zeit abwesend sein, die ihr jedoch blitzartig als mögliche
Vergifter in den Sinn kamen, eigens aus weiter Ferne angereist, in ihrer Abwesenheit
in ihre Küche eingedrungen und dann geräuschlos wieder abgezogen. Den Rest ihres
Lebens verbrachte sie voll Hader und Argwohn; sie versuchte jemanden zu erwischen,
der gerade ein Abführmittel in der Hand hatte und es in ihre Suppe schüttete.
Sie hatte ihre Wohnungsnachbarn in Verdacht; sie waren ihr mehrmals im Treppenhaus
mit einigen Päckchen begegnet; und ebenfalls in Verdacht hatte sie ihren Bruder,
der ihr vielleicht auf diese Weise ihre Erbschaft, das heißt ein Bett mit Matratze,
stehlen wollte. Manchmal spürte sie im Leitungswasser einen üblen Geschmack,
deshalb hatte sie die Wasserwerke in Verdacht; sie hatte niemand der Tat überführt,
obwohl sie den Wasserhahn und aus den Augen ließ. -
(cav)
Durchfall (3) Und was für ein guter Psychologe
er war. In Kingsland war einmal ein Junge, der etwa eine Woche lang Durchfall
hatte. Mehrere Ärzte hatten ihn sich angesehen und ihm Medikamente verschrieben,
aber der Knabe aß fast alles, was ihm schmeckte. Schließlich ließen sie Rivers
kommen. Er zog dem Jungen die Hose runter, schaute ihn an und sagte: Sakrament,
was er braucht, ist eine Beschneidung. Und er nahm sie auf der Stelle vor, ließ
ihn ein oder zwei Tage hungern (wegen der Operation), und natürlich wurde der
Bursche wieder gesund. So raffiniert war Rivers. - William Carlos Williams, Der
alte Doc Rivers, nach (
messer
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Durchfall (4)
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