unkelraum  Zwischen dem Hochaltar und der Rückwand der Kirche war ein freier Raum: ich stand vorsichtig auf, gab acht, daß mich der alte Pater nicht sehen konnte, und versteckte mich an diesem Platz, auf den sie gezeigt hatte. Ich hörte Pater Renato die Kirche verlassen und Maria Safiras Schritte näher kommen.

Sie trat auf mich zu und umarmte mich wortlos. Ihr ganzer Leib schmiegte sich an mich, und sie lächelte, als sie bemerkte, daß ihr sakrilegisches Tun bei mir bereits die übliche Wirkung getan und alle etwaigen Nachwirkungen des Eselshauttees beseitigt hatte. Dann streckte sie sich sacht wie ein brünstiges Jaguarweibchen auf dem Ziegelboden der Kirche aus und hob ihr Kleid.

Ich will nicht noch weitere Gebote Gottes übertreten, indem ich erzähle, was sich nun ereignete. Dies hieße, gegenüber dem Richter, dem Staatsanwalt und den edlen Herren und schönen Damen, die mir zuhören, ein allzu großes Risiko eingehen. Außerdem würde ich mir als katholischer Sertão-Prophet, der ich bin, nicht zutrauen, solche Szenen auf eigene Rechnung zu erzählen. Das ist auch der Grund dafür, weshalb ich früher drei unmoralische Abenteuer wiedergegeben habe, die der Vicomte de Montalvão und Carlos Dias Fernandes verfaßt haben, eines von der naturgewollten und zwei von perverser Liebe: sie haben das geschrieben und sollen auch die Verantwortung dafür übernehmen. Wenn mich meine Geschichte zwingt, künftig solche Dinge zu erzählen, genügt es wohl, wenn ich auf eine von ihnen verweise. Das tue ich auch jetzt; wer wissen möchte, was sich dort in dem Dunkelraum zwischen Altar und Kirchenwand ereignet hat, lese die entsprechende Szene in dem Buch »Das Patenkind von Monsignore Angelo oder Die Liebesburg« nach:

»Der Pfeil wurde im rechten Augenblick vorgeführt und wanderte auf die ersehnte Quelle zu, die bei seinem Andrang erbebte. Der kühne Soldat mit dem roten Helm fand die Wiese befeuchtet, zerteilte sacht die Barrieren und drang gänzlich in die schwarze und rote Grotte der Liebesburg ein.«    - (stein)