uell  Houdini hatte nichts gegen all die Spekulationen, die sich um seine Tricks rankten, doch eine glatte Lüge war zuviel. 1902 forderte er Kleppini zu einem Handschellen-Duell heraus. Kleppini stimmte zu. Durch einen Spion hatte er das Codewort erfahren, mit dem sich ein Paar französische Handschellen mit Kombinationsschloß öffnen ließ, das Houdini gern verwendete. Damit wurde er Houdini für alle Zeit entlarven — sein »Genie« basierte einzig auf dem Gebrauch mechanischer Hilfen.

Beim Duell bot ihm, wie Kleppini erwartet hatte, Houdini eine Auswahl an Handschellen an. Kleppini wählte das Paar mit dem Kombinationsschloß und konnte sogar hinter einem Schirm verschwinden, es kurz testen und Sekunden später siegesgewiß wieder auftauchen.

Houdini gab vor, er wittere Betrug, und weigerte sich, Kleppini mit den Handschellen zu fesseln. Die beiden Männer begannen auf offener Bühne einen Streit, der sogar zum Ringkampf ausartete. Nach ein paar Minuten gab ein anscheinend verärgerter und geschlagener Houdini auf und schloß Kleppini in die Handschellen. In den folgenden Minuten unternahm Kleppini alle Anstrengungen, sich zu befreien. Irgend etwas stimmte nicht — wenige Augenblicke zuvor hatte er die Handschellen hinter dem Schirm geöffnet, und nun funktionierte der Code plötzlich nicht mehr. Er schwitzte und zermarterte sich das Hirn. Stunden vergingen, das Publikum verließ den Saal, und ein erschöpfter und gedemütigter Kleppini gab schließlich auf und bat um seine Befreiung.

Dieselben Handschellen, die Kleppini selbst hinter dem Schirm mit dem Code »C-L-E-F-S« (französisch für Schlüssel) geöffnet hatte, funktionierten nun mit »F-R-A-U-D«, dem englischen Wort für Betrug. Kleppini fand nie heraus, wie Houdini dieses unheimliche Kunststück bewerkstelligt hatte. - (macht)

Duell (2)  Infolge des Zusammenwirkens schicksalsvoller Umstände, die, seitdem die Erde sich um die Sonne dreht, vielleicht noch niemals vorgekommen sind, bin ich gezwungen zu tun, was niemand noch getan hat. Ich richte einen Brief an mich selbst und setze auf den Umschlag einen Namen, der mir gehört, einen Namen, den Sie mir raubten mit meiner Körperlichkeit. Das Opfer welch finsterer Machenschaften ich bin, in den Bannkreis welch höllischer Wahneindrücke ich geraten bin, weiß ich nicht zu sagen; Sie wissen es ohne Zweifel. Dies Geheimnis wird mein Degen oder mein Pistol von Ihnen fordern, sind Sie kein Feigling, an einem Ort, wo jeder Schurke oder Ehrenmann wohl Rede steht. Morgen muß einer von uns beiden das Licht des Himmels nicht mehr schauen können. Der Erdkreis ist zu enge für uns beide: ich werde meinen Leib, in dem Ihr lügnerischer Geist sich birgt, vernichten, oder Sie töten Ihren Körper, der meiner zornigen Seele ein Gefängnis ist. Versuchen Sie nicht, mich für irrsinnig auszugeben, ich werde Mut genug besitzen, um Vernunft zu bewahren, und überall, wo ich Sie treffen sollte, werde ich Sie beschimpfen. Mit aller Kavalierhöflichkeit, mit jeder diplomatischen Kaltblütigkeit. Der Bart des Grafen Labinski kann das Mißfallen Octave von Savilles erregen, und man ist tagtäglich gewiß, sich beim Verlassen der Oper zu treffen, doch hoffe ich, daß meineworte, wenn auch dunkel, für Sie deutlich sind, und daß sich meine Sekundanten vortrefflich mit den Ihrigen verständigen werden über Zeit, Ort und Bedingungen des Zweikampfs.  - Théophile Gautier, Avatar. Frankfurt am Main 1985 (st 1161, zuerst 1856)

Duell (3)  Bis Lyon wurde die Reise ohne Verdrießlichkeiten zurückgelegt, doch als er den Weg von Lyon aus mit Postpferden fortsetzte, überholte ihn ein Wagen, der, da er leichter war, zuerst die nächste Poststation erreichte. Mein Vater traf einen Augenblick später ein und sah, daß man an jenem Wagen schon die Pferde wechselte. Sogleich nahm er seinen Degen, trat auf den Reisenden zu und bat um die Erlaubnis, einen Augenblick unter vier Augen mit ihm zu sprechen. Da der Reisende, ein französischer Oberst, sah, daß mein Vater Generalsuniform trug, nahm er, um ihm Ehre zu bezeigen, ebenfalls seinen Degen. Sie betraten eine Herberge, die der Poststation gegenüberlag, und verlangten ein Zimmer. Als sie allein waren, sagte mein Vater zu dem Reisenden: „Senor Caballero, Ihr Wagen hat den meinen überholt, um früher die Poststation zu erreichen. Dieser Vorgang, der an sich keine Beleidigung darstellt, hat dennoch gewisse unfreundliche Züge, weshalb ich mich genötigt sehe. Sie um eine Erklärung zu ersuchen."

Der Oberst, sehr erstaunt, legte alles den Kutschern zur Last und versicherte, daß von seiner Seite keinerlei Schuld vorliege.

„Senor Caballero", nahm mein Vater wieder das Wort, »ich gedenke auch nicht, daraus eine ernsthafte Angelegenheit zu machen, und ich werde mich mit dem ersten Blut zufriedengeben."

Bei diesen Worten zog er den Degen.

„Warten Sie noch einen Augenblick", sagte der Franzose, „mir scheint, daß nicht meine Kutscher die Ihren überholt haben, sondern daß Ihre Kutscher, da sie langsamer fuhren, zurückgeblieben sind."

Mein Vater sann ein venig nach und erklärte dann dem Oberst: „Senor Caballero, ich glaube, daß Sie recht haben, und wenn Sie mich früher darauf aufmerksam gemacht hätten, jedenfalls bevor ich meinen Degen gezogen hatte, so hätten wir uns wohl, denke ich, nicht geschlagen; aber Sie fühlen sicherlich, daß jetzt, da die Dinge so weit gediehen sind, ein wenig Blut fließen muß."

Der Oberst fand diesen Grund zweifellos recht einleuchtend und zog ebenfalls den Degen. Der Kampf dauerte nicht lange. Mein Vater senkte, da er verwundet worden war, sogleich die Spitze des Degens und entschuldigte sich vielmals bei dem Oberst, daß er ihn bemüht habe; der Oberst bot ihm als Antwort seine Dienste an, nannte ihm seine Pariser Adresse, bestieg den Wagen und fuhr ab. - (sar)

Duell (4)  Das Fräulein versicherte, daß sie nur dann und wann ein rheumatisches Zucken in den Gliedern fühle, wenn sie sich in der Morgenluft erkältet, jetzt aber ganz gesund sei, und begann irgendein gleichgültiges Gespräch. Prosper fragte, ob sie, da es noch früher Morgen, vielleicht eine Tasse Kaffee nehmen wolle; die Rosenschön meinte, daß Stiftsfräuleins dergleichen niemals verschmähten. Der Kaffee wurde gebracht, aber so sehr sich auch Prosper mühen mochte, einzuschenken, die Tassen blieben leer, ungeachtet der Kaffee aus der Kanne strömte. »Ei, ei« - lächelte Prosper Alpanus, »das ist böser Kaffee! - Wollten Sie, mein bestes Fräulein, doch nur lieber selbst den Kaffee eingießen.«

»Mit Vergnügen«, erwiderte das Fräulein und ergriff die Kanne. Aber ungeachtet kein Tropfen aus der Kanne quoll, wurde doch die Tasse voller und voller, und der Kaffee strömte über auf den Tisch, auf das Kleid des Stiftsfräuleins. — Sie setzte schnell die Kanne hin, sogleich war der Kaffee spurlos verschwunden. Beide, Prosper Alpanus und das Stiftsfräulein, schauten sich nun eine Weile schweigend an mit seltsamen Blicken. »Sie waren,« begann nun die Dame, »Sie waren, mein Herr Doktor, gewiß mit einem sehr anziehenden Buche beschäftigt, als ich eintrat.«

»In der Tat«, erwiderte der Doktor, »enthält dieses Buch gar merkwürdige Dinge.«

Damit wollte er das kleine Buch in vergoldetem Einbande, das vor ihm auf dem Tische lag, aufschlagen. Doch das blieb ein ganz vergebliches Mühen, denn mit einem lauten Klipp, Klapp schlug das Buch sich immer wieder zusammen. »Ei, ei,« sprach Prosper Alpanus, »versuchen Sie sich doch mit dem eigensinnigen Dinge hier, mein wertes Fräulein!«

Er reichte der Dame das Buch hin, das, sowie sie es nur berührte, sich von selbst aufschlug. Aber alle Blätter lösten sich los und dehnten sich aus zum Riesenfolio und rauschten umher im Zimmer.

Erschrocken fuhr das Fräulein zurück. Nun schlug der Doktor das Buch zu mit Gewalt, und alle Blätter verschwanden. »Aber,« sprach nun Prosper Alpanus mit sanftem Lächeln, indem er sich von seinem Sitze erhob, »aber mein bestes gnädiges Fräulein, was verderben wir die Zeit mit solchen schnöden Tafelkünsten; denn anders als ordinäre Tafelkunststücke sind es doch nicht, die wir bis jetzt getrieben, schreiten wir doch lieber zu höheren Dingen.«

»Ich will fort!« rief das Fräulein und erhob sich vom Sitze. »Ei,« sprach Prosper Alpanus, »das möchte doch wohl nicht recht gut angehen ohne meinen Willen; denn, meine Gnädige, ich muß es Ihnen nur sagen, Sie sind jetzt ganz und gar in meiner Gewalt.«

»In Ihrer Gewalt,« rief das Fräulein zornig, »in Ihrer Gewalt, Herr Doktor? - Törichte Einbildung!« Und damit breitete sich ihr seidnes Kleid aus, und sie schwebte als der schönste Trauermantel auf zur Decke des Zimmers. Doch sogleich sauste und brauste auch Prosper Alpanus ihr nach als tüchtiger Hirschkäfer. Ganz ermattet flatterte der Trauermantel herab und rannte als kleines Mäuschen auf dem Boden umher. Aber der Hirschkäfer sprang miauend und prustend ihm nach als grauer Kater. Das Mäuschen erhob sich wieder als glänzender Kolibri, da erhoben sich allerlei seltsame Stimmen rings um das Landhaus, und allerlei wunderbare Insekten sumseten herbei, mit ihnen seltsames Waldgeflügel, und ein goldnes Netz spann sich um die Fenster. Da stand mit einemmal die Fee Rosabelverde, in aller Pracht und Hoheit strahlend, im glänzenden weißen Gewände, den funkelnden Diamantgürtel umgetan, weiße und rote Rosen durch die dunkeln Locken geflochten, mitten im Zimmer. Vor ihr der Magus im goldgestickten Talar, eine glänzende Krone auf dem Haupt, das Rohr mit dem feuerstrahlenden Knopf in der Hand.

Rosabelverde schritt zu auf den Magus, da entfiel ihrem Haar ein goldner Kamm und zerbrach, als sei er von Glas, auf dem Marmorboden.

»Weh mir! - weh mir!« rief die Fee.

Plötzlich saß wieder das Stiftsfräulein von Rosenschön im schwarzen langen Kleide am Kaffeetisch, und ihr gegenüber der Doktor Prosper Alpanus.

»Ich dächte,« sprach Prosper Alpanus sehr ruhig, indem er in die chinesischen Tassen den herrlichsten dampfenden Kaffee von Mokka ohne Hindernis einschenkte, »ich dächte, mein bestes gnädiges Fräulein, wir wüßten beide nun hinlänglich, wie wir miteinander daran sind.«   - E.T.A. Hoffmann, Klein Zaches genannt Zinnober (zuerst 1819)

Duell (5)  Der ungeschickte Sekretär des als Don Juan berüchtigten Herzogs hatte zwei Geliebte desselben auf die nämliche Stunde bestellt und die Folge davon war ein Zweikampf auf Pistolen zwischen beiden Damen. Es war die Marquise de Nesle, die als Herausforderin den ersten Schuß hatte, aber statt ihre Nebenbuhlerin, die Comtesse von Polignac, nur einen Baumstamm traf. Die Marquise wurde am Ohrläppchen getroffen.   - (erot)

Duell (6)  Zwei Diener des alten Prinzen kamen heraus, sie trugen einen großen Lehnstuhl. Der Prinz war zu schwer, um bei dem Waffengang zu stehen, er war gewohnt, sitzend zu schießen. Sie fragten Augustus, wo sie den Sessel hintun sollten, und suchten alle zusammen nach einer ganz ebenen Stelle für den Stuhl. Es sollten zehn Schritt Abstand zwischen den Kämpfenden sein, die Entfernung wurde genauestens abgemessen. Der Platz, wo Giovanni stehen sollte, wurde bezeichnet. Die Diener des alten Prinzen brachten in einem sehr feinen Kasten ein Paar Pistolen nebst einem Glas Fruchtsaft und einem seidenen Taschentuch, was alles auf einem kleinen Tisch neben dem Stuhl des alten Mannes Platz fand.

Dann gingen sie in das Haus zurück. Während sie diese Anordnungen trafen, kam das junge Mädchen mit ihrem bejahrten Diener die Terrasse entlang: sehr blaß in ihrem weiten Mantel, hielt sie sich ein wenig beiseite. Der Arzt, den man vom Dorf geholt - ein altes Männchen, das nach Pfefferminz roch und noch den Zopf und Haarbeutel der letzten Generation trug -, kam zu gleicher Zeit; erschloß sich ihr auf dem Fuße an und unterhielt sie mit Duellgeschichten, die er gelesen und von denen er gehört, lauter Geschichten mit tödlichem Ausgang. Der junge Prinz, etwas entfernt stehend, blickte von Zeit zu Zeit nach ihr hin. Die Luft schien langsam sich mit Licht zu füllen; der Gesang der Vögel klang mit eins sehr voll. Man fühlte: Im nächsten Augenblick mußte etwas geschehen. Auf der Straße zog eine große Schafherde vorbei in einer Wolke von Staub, die schon mit Gold gesprengt war. Sie blickten auf die Tür der Osteria, als diese sich öffnete und, auf die Arme seines Diener gestützt, der alte Prinz heraustrat. Er trug einen sehr eleganten, flaschengrünen Mantel und war mit großer Sorgfalt zurechtgemacht, auch bewegte er sich mit äußerster Grazie und Vornehmheit. Offensichtlich ging es ihm sehr nahe. Im selben Augenblick ging die Sonne auf, doch sie veränderte oder beherrschte die Szene nicht stärker, als es sein Erscheinen tat. Die anderen waren, jeder auf seine Weise, bemüht, ihre Gefühle zu verbergen, während er mit einer wahren Kindesunschuld und überzeugt von dem Mitgefühl der Umstehenden seinen Kummer zeigte. Seine dunklen Augen waren feucht, doch klar und mild blickend, als wäre ihm alles im Leben gleich lieb und recht. Er machte denselben Eindruck von Zuversicht und Meisterschaft wie ein großer Virtuose, der auf seiner Geige die Tonleiter auf und ab spielt, auch den Teufelstriller, als wäre es ein Kinderspiel. Dieser Gleichmut war so erstaunlich und überraschend wie das Gleichgewicht seines großen Körpers auf den außergewöhnlich schmalen und feinen Füßen. Als Augustus seinem Blick an diesem Morgen auf der Terrasse begegnete, stand es alsbald bei ihm fest, der Schuß des alten Herrn würde tödlich sein. Jupiter selbst mit seinem Donnerkeil im Schoße hätte keinen stärkeren Eindruck von Unüberwindlichkeit machen können. - (blix)

Duell (7)  Griechen und Römer waren doch wohl ganze Helden: aber sie wußten nichts vom point d'honneur. Der Zweikampf war bei ihnen nicht Sache der Edlen im Volke, sondern feiler Gladiatoren, preisgegebener Sklaven und verurtheilter Verbrecher, welche, mit wilden Thieren abwechselnd, auf einander gehetzt wurden, zur Belustigung des Volks. - (schop)

Duell (8)   Chaltray, der aus der Champagne stammt,  traf in Chastillon-sur-Marne einen Lakaien von Cuile; von ihm erfuhr er, daß sein Herr dort zum Essen kommen sollte; er geht, ihn auf dem Weg zu erwarten; Cuile war allein; sie sprechen miteinander, streiten sich und gehen in ein Gehölz, um sich zu schlagen. Als sie sich die ersten Stöße versetzen, läuft ihnen eine Art kleiner Hermelin zwei- oder dreimal zwischen die Beine. «Da haben wir ein übles Vorzeichen für einen von uns beiden», sagte Cuile. - «Das bedeutet nichts», antwortete der andere; «nur Mut, nur Mut!» Cuile verwundet seinen Mann als erster mit einem Stich in den Bauch; Chaltray verlor ziemlich viel Blut, aber er verlor nicht den Mut und sagte darüber lachend zu Cuile: «Das ist nichts! Nur Mut, nur Mut!» Cuile gab ihm einen zweiten Stoß in die Schulter, und sein Degen blieb in den Knochen stecken; das zwang ihn, zum Handgemenge überzugehen; er ergriff Chaltrays Degen mit beiden Händen. Chaltray ließ indessen nicht los; er hielt ihn weiter mit einer Hand, und mit der anderen riß er sich den Degen Cuiles aus der Schulter. Nachdem er ihn zerbrochen hatte, wollte er Cuile zum Sprechen bringen. Cuile wollte nicht um sein Leben bitten, und Chaltray versetzte ihm einen Stoß, der ihm das Herz durchbohrte.   - (tal)

Duell (9)  Das Duell hatte das Gute, den Übermut der Großen im Zaume zu halten - deshalb wundre ich mich, daß sie noch kein Mittel fanden, es ganz abzuschaffen.   - (vauv)


Zwei Kampf  Feudalismus Gottesurteil

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