- N. N.
Du (2)
du kannst ja nicht aus deinem eisen |
- (
vok
)
Du (3) Nein, du hast dich
mir nie hingegeben. Manchmal hast du es geschehen lassen, erstaunt,
amüsiert, müde, überrumpelt, zufällig,
resigniert, gutmütig, servil, beiläufig. Aber du hast dich nie
hingegeben. Du hast mich nie gewollt. Du bist ein Monstrum
- (
bleist
)
Du (4) Seit Mitte der 70er Jahre eine sprachliche Pest, vergleichbar der ehemaligen Karl Valentinschen »Gell-Pest«. Eingeschleust vermutlich aus dem Norden des Landes, herrührend wohl auch aus den Quellen des Genossenschaftlich-Sozialistischen und der neuen Sensibilität und der neuen Psychoszene erreichte die »Du-Pest« spätestens 1980 selbst Deggendorf und Passau, und heraus kommen meist Sätze der Art: »Du, wenn du meinst, daß du dich da einbringen kannst, du, ich meine kreativ, also ich meine, daß du deine Blockierungen los wirst, du, und deine Staus frei werden dudu ...«
Der Du-Sager hat zwar seinen Adorno gelernt: daß es bei den meisten Menschen schon eine Unverschämtheit sei, wenn sie »Ich« sagten - indessen geht es auch dem Du-Sager keineswegs um die Martin Bubersche Du-Brüderlichkeit - sondern ums blanke, vulgärnarzißtische Ich. Das um so penetranter wird, als es auch noch jeden Fremden mit »Du« anquatscht. Statt, wie es sich gehört, mit »Sie«. Oder gar »Er«. Oder »Euer Gnaden«!
Ein besonders erlaucht-dümmliches Beispiel der Du-Krankheit
lieferten seinerzeit gemeinsam die Sängerin Nena und die Zeitschrift
Brigitte:
Brigitte: Sie sind derzeit Deutschlands erfolgreichste
Popsängerin (...)
Nena: Ich finde meine Stimme gut (...).
Du kannst übrigens du zu mir sagen.
Brigitte: Nimmst du Gesangsunterricht?
Mit dem Schwinden der Scham, vermutete
Freud, stelle sich der Schwachsinn ein.
Mit dem Schwinden der Distanz, so darf man heute seufzen,
item.
Ausnahme: Gut ist es, hohe SPD-Parteigenossen und speziell
gar sozialdemokratische Altbundeskanzler aus Hamburg-Bergedorf
rüde mit »Du, Genosse« anzureden. Denn das hören sie gar nicht
gerne. - (
eh
)
Du (5)
Du verstecktes |
Du (6)
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