schinn Die
Dschinnen und Ghulen der Araber, von denen diese weiblichen Geschlechts sind
und als Menschenfresser auftreten, sind ursprünglich Personifikationen des Grauens
der Wüstennatur. In der mohammedanischen Theologie sind die Dschinnen Wesen,
die aus einer Art rauchlosen Feuers geschaffen sind; sie sind leichter und von
geringerer Dichte als die Luft. Sie bewohnten die Erde, ehe die Menschen erschaffen
wurden. In der Regel hat man sie sich wohl riesengroß vorgestellt; in allem,
was sie unternehmen oder auf Befehl ausführen, ist etwas Gigantisches. Es gibt
sowohl gute, rechtgläubige Dschinnen, als auch andere,
die sich in ihrem Übermut wider Gott erhoben und
darum eine den Teufeln ähnliche Natur erhalten haben.
- Nachwort
zu: Persische Märchen. Hg. und Übs. Arthur
Christensen. Düsseldorf u. Köln 1958 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)
Dschinn
(2, persischer) Lutfullâh, mein Diener während meiner
Reise in Persien im Jahre 1914, schildert die Dschinnen auf folgende Weise: Sie
haben keine Menschenfüße, sondern Klauen, genau wie
die Kühe. Denen, die sich vor ihnen fürchten, zeigen sie sich in riesengroßer
Gestalt, aber wenn man sich ihnen furchtlos nähert, werden sie ganz klein. Lutfullâh
deutet mit einer Handbewegung die Höhe von etwa ein viertel Meter oder etwas
mehr vom Boden aus gerechnet an. Sie leben von gewöhnlicher menschlicher Nahrung.
Sie sind sterblich, aber man findet niemals ihre Leichen, weil die anderen Dschinnen
sie immer gleich forttragen. Lutfullâh hat einmal eine ganze Schar Dschinnen
gesehen; sie spielten, tanzten und vergnügten sich und hatten Lichter angezündet,
sie hielten nämlich Hochzeit. Aber Lutfullâh hatte einen Spaten auf der Schulter,
und er wußte, daß die Dschinnen sich vor Eisen fürchten. Er ging darum ruhig
auf sie zu, und gleich verschwanden sie alle
wie sie da waren. Die Dschinnen treten auch gerne als Neckgeister auf. Es kann
ihnen z. B. nachts einfallen, Leute mit kochend heißem Wasser zu übergießen.
- Nachwort zu: Persische Märchen. Hg. und Übs. Arthur
Christensen. Düsseldorf u. Köln 1958 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)
Dschinn (3) Moslemischer Überlieferung zufolge schuf Allah die Engel aus Licht, die Dschinn aus Feuer und die Menschen aus Staub. Es wird behauptet, die Dschinn seien aus einem dunklen Feuer ohne Rauch gemacht. Sie wurden zweitausend Jahre vor Adam erschaffen, aber sie werden den Tag des Jüngsten Gerichts nicht erleben.
Al-Qazwînî bezeichnet sie als »große luftige Tiere mit durchsichtigen Körpern; sie können verschiedene Formen annehmen«. Anfangs zeigen sie sich als Wolken oder als große Säulen ohne feste Umrisse; später nehmen sie, wenn sie wollen, die Gestalt eines Menschen an, eines Schakals, eines Wolfs, eines Löwen, eines Skorpions oder einer Schlange. Einige sind Rechtgläubige, andere sind Ketzer oder Atheisten. Bevor wir ein Reptil töten, müssen wir es im Namen des Propheten bitten, sich zurückzuziehen; wenn es nicht gehorcht, darf man es töten. Sie können eine dicke Mauer durchqueren oder durch die Lüfte fliegen oder sich jählings unsichtbar machen. Häufig erreichen sie den unteren Himmel, wo sie die Gespräche der Engel über künftige Ereignisse belauschen; das macht es ihnen möglich, Magiern und Wahrsagern zu helfen. Einige Gelehrte schreiben ihnen den Bau der Pyramiden zu oder auch den des Tempels zu Jerusalem, letzteres auf Befehl Salomons, des Sohnes von David; er kannte den Allmächtigen Namen Gottes.
Von den Dachgärten oder Balkonen bewerfen sie die
Menschen mit Steinen; auch hegen sie die Gewohnheit, schöne Frauen zu rauben.
-
(bo)
Dschinn (4)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |