runtoben »Ich möchte, daß Sie mir kurz zuhören. Mit der freundlichen Genehmigung unseres Gottes haben wir, bitteschön, die Stadt aus Ihrem rechten Bein extrahiert, und Sie befinden sich jetzt an der Peripherie. Es ist dies ein Ort bescheidenen aber kultivierten Lebens und Treibens, wo auch jene Genüsse nicht fehlen, auf die ein humanistischer Mann selbstredend nicht verzichten kann, die Sie jedoch - wenn mich nicht alles täuscht - seit langem gänzlich entbehren.«
»Genüsse?« frage ich und falle in eine Art schuldvolles Zaudern. Warum schweigt die Ratte nicht endlich?
»Unser Gott hat mir nahegelegt, Ihnen vor allem die sexuellen Genüsse zu offerieren. Mein Herr, wir verfügen über sublime Nutten, exquisite nach dem Gulden feile Weiber, und über einen Strich aus Lapislazuli, auf dem musikalische Freudenmädchen sich mit klassischen oder avantgardistischen Programmen produzieren.«
»Ich hatte nicht geglaubt, daß die sexuellen Betätigungen an diesem Ort überleben würden. Alles hier schien mir so streng und ausweichend und keusch. Ich möchte keine Unzucht treiben.«
»Da haben Sie recht, und da haben Sie Unrecht. Die sexuellen Betätigungen hier druntoben sind rein geistiger Art; wichtig ist nur - so hat einmal ein Theologe gesagt, der unserem Gott besonders nahestand - wichtig ist nur, daß man den Mißbrauch nicht vernachlässigt. Dieser Begriff ist nicht klar aber grundlegend. Der Mißbrauch ist der erste Grad des Mordes, und Morde passieren in unserer Stadt äußerst dilekate.«
»Morde? Man kann also sterben? Könnte ich getötet werden?«
»Das ist ein großes und dramatisches Mysterium, mein Herr, In Wirklichkeit
weiß man nicht, wer getötet wird. Das steigert den Schauder, finden Sie nicht?
Technisch werden von den rechtmäßigen Bewohnern dieses Ortes wahrscheinlich
gar keine getötet - wie sollten sie auch? Es ist nicht ausgeschlossen, daß unsere
Ermordeten aus benachbarten, aber anderen Regeln unterworfenen Gegenden importiert
werden; jedenfalls aber handelt es sich um Morde von allerhöchster Qualität.
Und dann ist da ja noch die Verdammung.« -
(hoelle)
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