rohbild
Die Beispiele, die mir einfallen, sind sämtlich Landschaften: und zwar solche,
die den entvölkerten, schweigendschönen Drohbildern des Halbschlafs entsprechen.
Auffällig an ihnen ist, daß sie jeweils eine Serie darstellen. Oft verkörpern
sie sogar eine ganze Periode des Malers: die leeren metaphysischen Plätze
De Chiricos; die verödeten mondüberstrahlten Dschungelstädte Max Ernsts, deren
jede einzeln Die ganze Stadt heißt; Magrittes Reich der Lichter,
jenes wiederholte Haus unter den Laubbäumen, das im Finstern steht, während
rundum ein weißblauer Taghimmel strahlt; und endlich, vor allem, die in den
Föhrenwäldern von Cape Cod / Massachusetts verborgenen Holzhäuser des amerikanischen
Malers Edward Hopper, mit Namen wie Straße und Häuser und Straße und
Bäume. Hoppers Landschaften aber sind weniger traumdrohend als verlassen-wirklich.
— Peter Handke, Die Lehre
der Sainte-Victoire. Frankfurt am Main 1984 (zuerst 1980)
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