reiersystem Porcépics
Beschreibung der beiden ist ein sorgfältig komponiertes und zeitloses Stillleben
der Liebe in einem ihrer Extreme: V. auf dem Rundsofa, wie sie Melanie auf dem
Bett beobachtete; Me"lame, wie sie sich selbst im Spiegel betrachtete;
das Spiegelbild, das sich wohl auch von Zeit zu Zeit V. zuwandte. Keine Bewegung,
doch ein Minimum an Berührung. Und vielleicht die Lösung eines der ältesten
Paradoxa der Liebe: Selbstbehauptung trotz gleichzeitigen Einsseins. Begriffe
wie Dominanz und Unterwerfung waren hier nicht anwendbar; das Dreiersystem war
symbiotisch und wechselseitig. V. brauchte ihren
Fetisch, Melanie einen Spiegel,
zeitweiligen Frieden, jemanden, der sie in ihrem Vergnügen beobachtete. Denn
der Narzißmus der Jungen umschließt einen sozialen Aspekt: ein heranwachsendes
Mädchen, dessen Existenz in diesem Maße sichtbar ist, beobachtet in einem Spiegel
ihr Double; das Double wird zum Voyeur. Enttäuschung darüber, nicht fähig zu
sein, sich in ein Publikum von genügend vielen Nur-Hilfsmitteln für seine sexuelle
Lust zerteilen zu können. Es braucht, so scheint es, einen wirklichen Voyeur,
um die Illusion vollständig zu machen, daß ihre Spiegelbilder
tatsächlich dieses Publikum sind. Gemeinsam mit diesem
anderen Menschen - vielleicht auch durch Spiegel vervielfacht - erreicht sie
die Erfüllung: denn auch der andere ist ihr eigenes Double. Sie ist wie eine
Frau, die sich nur darum anzieht, daß andere Frauen sie bewundern und über sie
reden: ihr Neid, ihre geflüsterten Worte, ihre zögernde Bewunderung gehören
ihr. Sind sie.
-
(v)
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