»Scotch and Water.«
»Geben Sie ihm einen Scotch and Water«, sagte sie zum Barkeeper.
Tja, das war ungewöhnlich.
Sie machte ihre Handtasche auf, holte einen kleinen Drahtkäfig heraus, und dann ein paar winzig kleine Menschen, die sie auf die Bar stellte. Sie waren alle so um die 8 Zentimeter hoch, und sie lebten, und sie waren ordentlich gekleidet. Es waren vier, zwei Männer und zwei Frauen.
»Die machen sie jetzt«, sagte sie. »Sie sind sehr teuer. Als ich sie erstanden habe, kosteten sie noch $ 2000 pro Stück. Inzwischen kosten sie $ 2400. Ich weiß nicht, wie man sie herstellt, aber es ist wahrscheinlich verboten.«
Die kleinen Menschen gingen auf der Bar hin und her. Plötzlich ging einer der kleinen Kerle zu einer der kleinen Frauen hin und schlug sie ins Gesicht.
»Du Zicke,« sagte er, »mit dir bin ich fertig!«
»Nein, George, das kannst du doch nicht machen!«, heulte sie. »Ich liebe dich! Ich werd' mich umbringen! Ich muß dich haben!«
»Mir ganz egal«, sagte der kleine Kerl. Er holte eine winzige Zigarette heraus und steckte sie sich an. »Ich hab ein Recht auf mein eigenes Leben.«
»Wenn du sie nicht willst«, sagte der andere kleine Kerl, »dann nehme ich sie. Ich liebe sie.«
»Ich will dich aber nicht, Marty. Ich liebe George.«
»Aber er ist ein Drecksack, Anna, ein richtiger Drecksack!«
»Ich weiß, aber ich liebe ihn trotzdem.«
Der kleine Drecksack ging zu der anderen kleinen Frau hin und küßte sie.
»Da hab ich ein Dreiecksverhältnis am Laufen«, sagte die Lady, die mir den Drink bestellt hatte. »Das da sind Marty und George, und das Anna und Ruthie. George ist groß im Lutschen, macht es wirklich gut. Marty ist irgendwie spießig.«;
»Ist es nicht traurig, sich das anzusehen? Äh, wie heißt du eigentlich?«
»Dawn. Schrecklicher Name. Aber es gibt eben immer wieder Mütter, die ihren Kindern sowas antun.«
»Ich heiße Hank. Aber ist es nicht traurig...«
»Nein, es ist gar nicht traurig, sich das anzusehen. Ich habe in meinen Liebesaffären nie viel Glück gehabt, eigentlich schauderhaftes Pech...«
»Wir haben alle schauderhaftes Pech.«
»Scheint so. Jedenfalls, ich habe mir diese kleinen Leutchen da gekauft,
und jetzt seh ich ihnen immer zu. Es ist als hätte man ein Verhältnis, aber
ohne die ganzen Probleme. Nur wenn sie mit Sex anfangen, das macht mich furchtbar
geil. Da wird es dann problematisch.« - Charles Bukowski,
Die Stripperinnen vom Burbank & 16 andere Stories. Frankfurt am Main 1980
(zuerst 1975)
Drecksack (2)
Drecksack (3) Geduldig warte ich ab. Vielleicht
gehe ich auf und ab. Vielleicht habe ich das Problem, das mich erwartet,
bereits gelöst. Vielleicht möchte ich die Notbremse ziehen und draußen
im Schotter der Eisenbahnanlage nach dem Drecksack forschen, der dieses
Andernacher Mädchen auf dem Gewissen hat. Aus dieser Formulierung kann
jedermann leicht entnehmen, der Drecksack habe das Andernacher Mädchen
umgebracht. Nein, er, der Drecksack, hat es nicht umgebracht. Auch kein
anderer. Das Andernacher Mädchen lebt. Nur lebt es in einer
unerträglichen Situation, die den vermeintlichen Drecksack auf den Plan
rufen möchte. Der Beutelschneider hat sich jedoch eines Tages nicht mehr
blicken lassen. Das Andernacher Mädchen bekommt auch kein Kind. Der
Drecksack hat das Mädchen nicht geschwängert. Er hat sie, wenn ich das
vorangestellte Wort zurücknehmen und durch ein anderes ersetzen darf,
keineswegs geliebt und nach der Liebe sitzen lassen. -
Günter Bruno Fuchs, Reiseplan für Westberliner anläßlich einer Reise nach Moskau
und zurück. Handbuch für Einwohner N° 2. München 1973
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