raußen Die
Drahtschirme sind im Süden nicht zu entbehren. Fehlt irgendwo ein Drahtschirm
an einer Tür oder einem Fenster, oder ist er durchlöchert, so hat man, noch
ehe der Grund bewußt wird, sogleich ein Gefühl der Schutzlosigkeit. Erst wenn
die Lücke geschlossen ist, stellt die Behaglichkeit sich wieder ein. Was draußen
ist, das unablässige Brummen und Knallen, das vielbeinige Zupfen und Tasten,
Durchstrecken pelziger Glieder, die matten Reflexe der Facettenaugen hinter
den Maschen.
- Walter E. Richartz, Der
Lockstoff.
In: W.E.R., Das Leben als Umweg. Zürich 1988
Draußen
(2) Das Leben nach dem Tode stellt man sich bei den
Mbowamb ganz ähnlich dem irdischen Leben vor, freilich nicht besser, sondern
schlechter. Die Sprache gebraucht hier Ausdrücke der Nacht, des Dunkeln und
Finstern, um das Dasein der Toten zu beschreiben. Es ist ein Schattendasein.
Die Toten hungern und frieren, haben nur schlechte Nahrung, sind Wind und Wetter,
Regen und Kälte ausgesetzt. Es ist ein Leben draußen; »hinausgehen« kann darum
als verdeckte Rede für Sterben und Tod gebraucht werden, auch »ins Gebüsch gehen«,
dorthin wo die Gräber sind. Das Draußen bezeichnet das Dasein der Toten im Gegensatz
zum Drinnen, drinnen am wärmenden Hüttenfeuer, wo
die Lebenden sitzen. So heißt es: Die Toten schauen von draußen neidisch herein.
Sie neiden uns den von Öl und Fett glänzenden Schein des geschmeidigen Körpers.
Sie neiden uns das durch wippenden Federschmuck, glänzenden Muschelbehang und
rauschendes Gesäßdecklaub beschwingte Lebensgefühl. Nur wir, die Lebenden, erfreuen
uns noch der Frauen, der Wertsachen und Schweine. -
Hans-Jürg Braun, Das Jenseits. Die Vorstellungen der Menschheit über
das Leben nach dem Tod. Frankfurt am Main 2000 (it 2516, zuerst 1996)
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