rakula   Zur Zeit, als das weiße Schilf wuchs, stieg eine schöne und traurige Frau zur Donau hinab, um den Liebsten zu suchen, den man in den Krieg getrieben hatte. Als sie hörte, daß er umgekommen war, ging sie zum Vojvoden Drakula, der auf dem Auge der Zukunft sieht und der teuerste Heilkünstler gegen die Traurigkeit ist. Er hatte einen fast schwarzen Schädel unter dem Haar, eine Furche des Schweigens auf seinem Gesicht und ein riesiges Glied, an das er an Feiertagen mit einem langen seidenen Faden einen Buchfinken band, der es ihm trug, indem er dem Vojvoden voranflog. Hinter seinem Gürtel steckte ein kleines Muschelgehäuse, mit dem er es vollendet verstand, einem lebendigen Menschen die Haut abzuziehen, um ihm darauf dieselbe Haut wieder überzuziehen, während er ihn am Haarschopf festhielt. Er bereitete Getränke für süße Tode, und seinen Hof belagerte ständig ein Häuf von Vampiren, die die Kerze löschten, während sie von Drakula verlangten, aufs neue zu sterben. Denn für sie war der Tod noch die einzige Berührung mit dem Leben. Die Türklinken zu den Zimmern, in denen er hauste, bewegten sich von selbst.  - (pav)
 
 

Fabelmenschen

 

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